Man kann zwar Literaturverzeichnisse auch direkt in LaTeX-Dokumente einbinden, dies ist aber insbesondere dann, wenn man mehr als ein Dokument zu einem Thema erzeugt nicht die beste Lösung. Ein Zusatzprogramm zu LaTeX bietet da die Funktionalität eine Datenbank zu nutzen.
Literaturdatenbanken können mit Hilfe des Programms BibTeX erstellt und verwaltet werden. Hierbei können alle zu einem Thema gehörenden Literaturstellen in einem BibTeX-File gespeichert werden. In die LaTeX-Dateien werden dann nur die Zitate, die tatsächlich verwendet werden, eingebunden. Die Einbindung erfolgt anhand des verwendeten Bibliographie-Stils.
BibTeX-Datenbank-Dateien haben folgenden Aufbau:
@Typ{key, keyword = {Text}[, keyword = {Text}]n }
Hierbei gibt es folgende Typen:
Typ | Schlüsselworte | Beschreibung |
---|---|---|
article | author, title, journal, year, [volume, number, pages, month, note] | Artikel aus einer Zeitschrift oder einem Journal |
book | author oder editor, title, publisher, year, [volume oder number, series, address, edition, month, note] | Buch in dem explizit ein Verlag angegeben ist |
booklet | title, [author, howpublished, address, month, year, note] | gedrucktes Buch ohne Angabe des Verlages |
inbook | author oder editor, title, chapter, pages, publisher, year, [volume oder number, series, type, address, edition, month, note] | Teil eines Buches (z.B. Kapitel) |
incollection | author, title, booktitle, publisher, year, [editor, volume oder number, series, type, address, edition, month, note] | Teil einer Buchsammlung |
manual | title, [author, organization, address, edition, month, year, note] | Technische Dokumentation |
masterthesis | author, title, school, year, [type address, month, year] | Diplomarbeit |
misc | [author, title, howpublished, month, year, note] | etwas was nichts anderes ist |
phdthesis | author, title, school, year, [type address, month, year, note] | Doktorarbeit |
proceedings | title, year, [editor, volume oder number, series, address, publisher, note, month, organization] | Konferenzbericht |
techreport | author, title, institution, year, [type number, address, month, note] | Bericht |
unpublished | author, title, note, [month, year] | unveröffentlichtes Dokument |
Bei der Eingabe ist zu beachten, daß Literaturdatenbanken unabhängig von der Sprache des Benutzers oder des Eingabeencodings sein sollten. Umlaute sollten also durch TeX-Umlaute umschrieben werden. Um eine Interpretation durch BibTeX zu vermeiden, sollten alle TeX-Befehle geblockt werden. Den Umlaut ä z.B. sollte man so umschreiben: {\"a}.
In Literaturdatenbanken sind auch Querverweise auf andere Quellen möglich, z.B. in der Form:
note = {Siehe Schmidt~\cite{schmidt:97} f{\"u}r n{\"a}here Informationen.}
Im Fall von Querverweisen in Literaturdatenbanken sind ein weiterer LaTeX-Durchlauf sowie ein anschließender BibTeX-Durchlauf notwendig.
Wer vermeiden möchte, daß Großbuchstaben bei englischen Bibliographiestyles in Kleinbuchstaben umgewandelt werden, sollte diese ebenfalls blocken.
Es gibt neben der Umschreibung von Umlauten auch weitere Besonderheiten. Dies betrifft insbesondere Groß- und Kleinschreibung sowie Autorenangaben. Bei diesen Angaben ist nicht alles erlaubt.
Die meisten Namen können auf zwei verschiedene Weisen eingegeben werden, z.B.
author = {Vorname Mittelname Nachname} oder
author = {Nachname, Vorname Mittelname}
Die zweite Art ist zu bevorzugen, wenn Personen einen mehrteiligen Nachnamen hat. Mehrere Autorenangaben werden durch das Schlüsselwort and getrennt, also
author = {Autor1 and Autor2 ...}
Als Vereinbarung für die Umschreibung "et al." gilt bei den Standard-Styles die Schlüsselbezeichnung and others. Vornamen sollten (soweit bekannt) ausgeschrieben werden. Im Text werden sie dann (je nach BibStyle) abgekürzt.
Die meisten Bibliographiestile interpretieren Groß-/Kleinschreibung neu, d.h. sie interessiert nicht, was in der Datenbank steht. Dies trifft insbesondere auf die Angaben zum Titel zu. Wenn Buchstaben nicht verändert werden dürfen (z.B. weil sie Substantive sind), dann muß man dies BibTeX explizit mitteilen. Dies geschieht, indem der entsprechende Buchstaben in einem Block geschrieben wird.
title = {{D}ieser {T}ext soll so geschrieben werden wie er hier steht}
Auch, wenn man mit Umlauten oder mathematischen Symbolen arbeitet, sollten diese geblockt werden.
Eingebunden werden Literaturdatenbanken durch die Kombination zweier Befehle:
\bibliographystyle{bibstyle} \bibliography{Datenbank1,Datenbank2}
Der erste Befehl dient der Zuweisung eines Bibliographiestils, also dem Aussehen des Literaaturverzeichnisses, der zweite Befehl deklariert die zu verwendenden Datenbankdateien. Zur Erzeugung der Datenbanken kann ein beliebiger Editor oder ein spezielles Datenbankprogramm wie zum Beispiel bibcard verwendet werden. Das Programm Bincard steht unter Solaris, Linux und Amiga-OS zur Verfügung, Die Struktur einer Literaturdatenbank ist in [Kopka] oder [Goosens] sehr gut erklärt.
Besonders beim Schreiben mehrerer Artikel zu ähnlichen Themen ergibt die Nutzung von BibTeX erheblich geringeren Aufwand. Es empfiehlt sich trotzdem, eine themenspezifische Datenbank aufzubauen, da ansonsten die Datenbankdateien sehr unübersichtlich werden können.
Verschiedene Organisationen und Einzelpersonen haben Stildateien entwickelt, die den Vorschriften dieser Organisationen und Zeitschriften entsprechen. Eine Auflistung der gebräuchlichsten Stile ist im Begleiter [Goosens] Kapitel 13.2.1 enthalten. Die Standard-Stile sind
abbrv.bst | Standardstil, ähnlich wie plain, aber kompakter. Vornamen, Zeitschriftennamen und Monate werden gekürzt |
acm.bst | Alternativer Stil, insbesondere für Zeitschriften der ACM. Der Autorenname wird in Kapitälchen angegeben, es werden numerische Label verwendet. |
alpha.bst | Standardstil. Die Label der Einträge werden aber aus dem Namen des Autors und dem Erscheinungsjahr gebildet. |
apalike.bst | Alternativer Stil der für Zeitschriften der APA angewendet wird. Er sollte nur zusammen mit dem LaTeX-Paket apalike verwendet werden. Die Einträge werden nach Nachnamen alphabetisch sortiert. Es wird kein Label verwendet. |
plain.bst | Standardstil. Beiträge werden alphabetisch sortiert und erhalten numerische Label. |
unsrt.bst | Standardstil. Ähnlich wie plain, die Einträge werden aber in der Reihenfolge ihrer Zitierung im Text ausgegeben. |
Es gibt verschiedene Versuche, deutsche Literaturverzeichnisse zu erstellen. Die meisten (wie germbib) haben sich im Wesentlichen darauf beschränkt, die englischen Originale zu übersetzen. Versuche, das mit dem babel-Paket zu kombinieren waren vielversprechend, sind aber nicht mehr zu finden.
In Deutschland gibt es sogar eine DIN für Zitierungen. Styles, die sich daran halten sind u.a. bei Klaus Lorenzen vorgestellt und durchaus empfehlenswert. zu beachten ist, daß die deutschen Spezialvorschriften sehr viel Speicher bei der Verarbeitung benötigen. Notfalls muß die Konfiguration von BibTeX entsprechend geändert werden.
http://www.haw-hamburg.de/pers/Lorenzen/bibtex/
Bei der Anwendung von BibTeX ergibt sich eine geänderte Reihenfolge beim Übersetzen des Dokuments:
latex file[.tex] bibtex file latex file[.tex] [bibtex file latex file[.tex]] latex file[.tex] [latex file[.tex]]
Zu beachten ist, daß beim Aufruf von bibtex auf keinen Fall eine Dateiendung angegeben werden darf. Bei TeX unter MS-DOS ist eine Verwendung der Endung absolut tödlich.