Cochstedt/MZ. Ende vergangenen
Jahres war der Flugplatz Cochstedt wegen mangelnder
Wirtschaftlichkeit stillgelegt und in den einstweiligen Ruhestand
versetzt worden. Die alte SPD-Regierung hatte ihm eine Frist von
vier Jahren eingeräumt. Sollte in dieser Zeit kein Investor gefunden
worden sein, drohe dem Flugplatz die endgültige Stilllegung, hatte
Ex-Verkehrsminister Jürgen Heyer am Ende seiner Amtszeit in Aussicht
gestellt. Jetzt könnte der Airport unter Umständen eine schnelle
Wiederbelebung erfahren.
In Cochstedt sollen ab 2004 nach den hoch fliegenden Plänen der
griechischen Meteora-Unternehmensgruppe jährlich knapp eine Million
Tonnen umgeschlagen werden. Rund 300000 Tonnen davon sollen Obst und
Gemüse ausmachen, die gleiche Menge Fruchtkonzentrate werden nach
Cochstedt geflogen, heißt es. Auf dem Rückweg sollen die täglich bis
zu 60 Flugzeuge Maschinen und Ersatzteile nach Griechenland
transportieren. Für Cochstedt stehen rund 100 Millionen US-Dollar in
dem Meteora-Budget. In Griechenland sollen nochmals 500 Millionen
US-Dollar investiert werden. Am Flugplatz würden direkt bis zu
50Beschäftigte Arbeit finden. Im Umfeld, so glauben die Planer,
könnten bis zu 2500 weitere Stellen in Logistik und im
verarbeitenden Gewerbe entstehen.
Die Investoren hatten in Ostdeutschland neben Cochstedt auch
Flugplätze in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in die engere Wahl
gezogen. Für den Standort in Sachsen-Anhalt habe man sich "wegen des
genialen Konzepts entschieden", heißt es bei der griechischen
Aktiengesellschaft. Die unmittelbare Kombination von Startbahn,
Landebahn und eigenem Vorfeld im Gewerbegebiet sei optimal. Es
entständen keine Standgebühren, heißt es zur Begründung für den
mitteldeutschen Standort.
Grundlage für die angekündigten Riesen-Frachtmengen sind
Vermarktungsverträge mit 2400 Obstbauern im griechischen
Meteora-Tal, das auf halbem Wege zwischen Athen und Saloniki liegt
und für seine Klöster weltbekannt sei. Insgesamt seien 10000
Obstbauern einbezogen. Unter dem Motto "Zwei Flugplätze - ein Ziel"
soll ermöglicht werde, dass Händler in Deutschland die bisher
überschüssig produzierten Früchte 24 Stunden nach der Ernte den
deutschen Kunden anbieten können. Um dafür auch in Griechenland die
Voraussetzungen zu schaffen, ist vorgesehen, im Meteora-Tal einen
Airport nach dem "Cochstedter Erfolgs-Modell" zu errichten.
Die Investoren gehen davon aus, dass Cochstedt kurzfristig die
derzeit entzogene Betriebserlaubnis erhält. Staatliche Fördermittel
werden nach Angaben des Meteora-Managements nicht beansprucht. "Wir
brauchen kein Geld vom Land", heißt es sehr selbstbewusst.
Während das Projekt in Landesministerien und Staatskanzlei noch
intensiv geprüft wird, seien in Griechenland bereits alle
Genehmigungen erteilt worden. Erst gestern ist ein Gesetz in Kraft
getreten, berichten griechische Zeitungen, das die Errichtung und
den Betrieb privater Flugplätze erlaubt. Das war bisher nur dem
Militär möglich. Der Meteora-Airport wird dabei ausdrücklich
genannt. Der griechische Ministerpräsident Kostas Simitis werde,
sobald das Projekt laufe, Cochstedt besuchen. Möglicherweise
leuchtet dann vom Empfangsgebäude der Schriftzug "Sachsen-Anhalt
Airport". So wie es sich die Landesregierung wünsche.
Meteora geht davon aus, dass der volle Betrieb am 1. Januar 2004
beginnt. Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium wollen sich erst
zu dem Projekt äußern, wenn die Verträge unterschrieben sind.
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