Extra in: Mitteldeutsche Zeitung vom 28.09.2002
Hoch fliegende Pläne für Flugplätze
Griechische Aktiengesellschaft will 600 Millionen US-Dollar investieren
Von Rainer Gummelt

Cochstedt/MZ. Ende vergangenen Jahres war der Flugplatz Cochstedt wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit stillgelegt und in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Die alte SPD-Regierung hatte ihm eine Frist von vier Jahren eingeräumt. Sollte in dieser Zeit kein Investor gefunden worden sein, drohe dem Flugplatz die endgültige Stilllegung, hatte Ex-Verkehrsminister Jürgen Heyer am Ende seiner Amtszeit in Aussicht gestellt. Jetzt könnte der Airport unter Umständen eine schnelle Wiederbelebung erfahren.

In Cochstedt sollen ab 2004 nach den hoch fliegenden Plänen der griechischen Meteora-Unternehmensgruppe jährlich knapp eine Million Tonnen umgeschlagen werden. Rund 300000 Tonnen davon sollen Obst und Gemüse ausmachen, die gleiche Menge Fruchtkonzentrate werden nach Cochstedt geflogen, heißt es. Auf dem Rückweg sollen die täglich bis zu 60 Flugzeuge Maschinen und Ersatzteile nach Griechenland transportieren. Für Cochstedt stehen rund 100 Millionen US-Dollar in dem Meteora-Budget. In Griechenland sollen nochmals 500 Millionen US-Dollar investiert werden. Am Flugplatz würden direkt bis zu 50Beschäftigte Arbeit finden. Im Umfeld, so glauben die Planer, könnten bis zu 2500 weitere Stellen in Logistik und im verarbeitenden Gewerbe entstehen.

Die Investoren hatten in Ostdeutschland neben Cochstedt auch Flugplätze in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in die engere Wahl gezogen. Für den Standort in Sachsen-Anhalt habe man sich "wegen des genialen Konzepts entschieden", heißt es bei der griechischen Aktiengesellschaft. Die unmittelbare Kombination von Startbahn, Landebahn und eigenem Vorfeld im Gewerbegebiet sei optimal. Es entständen keine Standgebühren, heißt es zur Begründung für den mitteldeutschen Standort.

Grundlage für die angekündigten Riesen-Frachtmengen sind Vermarktungsverträge mit 2400 Obstbauern im griechischen Meteora-Tal, das auf halbem Wege zwischen Athen und Saloniki liegt und für seine Klöster weltbekannt sei. Insgesamt seien 10000 Obstbauern einbezogen. Unter dem Motto "Zwei Flugplätze - ein Ziel" soll ermöglicht werde, dass Händler in Deutschland die bisher überschüssig produzierten Früchte 24 Stunden nach der Ernte den deutschen Kunden anbieten können. Um dafür auch in Griechenland die Voraussetzungen zu schaffen, ist vorgesehen, im Meteora-Tal einen Airport nach dem "Cochstedter Erfolgs-Modell" zu errichten.

Die Investoren gehen davon aus, dass Cochstedt kurzfristig die derzeit entzogene Betriebserlaubnis erhält. Staatliche Fördermittel werden nach Angaben des Meteora-Managements nicht beansprucht. "Wir brauchen kein Geld vom Land", heißt es sehr selbstbewusst.

Während das Projekt in Landesministerien und Staatskanzlei noch intensiv geprüft wird, seien in Griechenland bereits alle Genehmigungen erteilt worden. Erst gestern ist ein Gesetz in Kraft getreten, berichten griechische Zeitungen, das die Errichtung und den Betrieb privater Flugplätze erlaubt. Das war bisher nur dem Militär möglich. Der Meteora-Airport wird dabei ausdrücklich genannt. Der griechische Ministerpräsident Kostas Simitis werde, sobald das Projekt laufe, Cochstedt besuchen. Möglicherweise leuchtet dann vom Empfangsgebäude der Schriftzug "Sachsen-Anhalt Airport". So wie es sich die Landesregierung wünsche.

Meteora geht davon aus, dass der volle Betrieb am 1. Januar 2004 beginnt. Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium wollen sich erst zu dem Projekt äußern, wenn die Verträge unterschrieben sind.