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20.09.2002
12:00:00 Sachsen-Anhalt, News: Daehre
dämpft Magdeburger Hoffnungen auf größeren Flugplatz
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Magdeburg - Magdeburg oder
Cochstedt oder beide - unter den ewigen Flugplatzstreit will die
Landesregierung am Jahresende einen Schlussstrich ziehen - Fließt
kein privates Geld, bleibt Cochstedt dicht. Einen Ausbau Magdeburgs
will das Land nur unter strengsten Auflagen fördern.
Volksstimme-Redakteur Jens Schmidt sprach mit Verkehrsminister
Karl-Heinz Daehre (CDU).
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Gespräch mit Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre über
Regionalflughäfen und Fördergelder
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Volksstimme: Herr Daehre, Sie wollten das Problem Cochstedt
schnell lösen. Wann heben denn die ersten Flieger ab?
Karl-Heinz Daehre: Wir werden definitiv bis Jahresende
entscheiden, was mit Cochstedt passiert. Findet sich bis Jahresende
ein Investor, wird Cochstedt ein privat betriebener Flugplatz.
Wirtschaftsminister Horst Rehberger hat alle Hebel in Bewegung
gesetzt, führt viele Gespräche. Aber solch ein Investor muss neben
einem Konzept auch einen belastbaren Scheck vorzeigen. Aber bitte
keinen von einer argentinischen Bank.
Finden wir trotz
größter Bemühungen keinen Privatinvestor, müssen wir klären, ob es
Airlines gibt, die dort einen Linien- oder Urlauberverkehr fliegen
wollen. Dann müssen wir auch prüfen, ob und wieweit sich das Land
finanziell beteiligt. Denn es ist fraglich, ob wir genügend
Passagierpotenziale haben, um diesen Regionalflughafen mit Gewinn zu
betreiben. Es ist wohl eher abzusehen, dass unter dem Strich ein
Minus steht.
Volksstimme: Derzeit boomen
Billigflieger.
Daehre: Ja, aber die brauchen nach
Expertenmeinung ein Einzugsgebiet von 500 Kilometern. Ich kann mir
nicht vorstellen, dass - trotz niedrigster Preise - Leute aus
Berlin, Rostock oder München nach Cochstedt fahren.
Volksstimme: Also kommt am Jahresende für Cochstedt das Aus?
Daehre: Wenn wir bis dahin weder einen Investor noch eine
Fluggesellschaft haben, gibt es für Cochstedt keine Zukunft, die wir
weiter mit Steuergeldern verfolgen. Am Jahresende ziehen wir einen
Schlussstrich.
Volksstimme: Was heißt das?
Daehre: Nun, wir zahlen derzeit jeden Monat über 20000 Euro
Betriebskostenzuschüsse. Diese Zahlungen würden wir dann einstellen.
Volksstimme: Das Flugplatz-Gutachten vom Frühjahr
empfiehlt aber, das Projekt Cochstedt vier Jahre lang zu verfolgen.
Daehre: Das können wir uns nicht leisten.
Volksstimme: Wird die Anlage 2003 abgerissen?
Daehre: Das sicher nicht. Es stecken ja 45 Millionen Euro
Steuergelder drin. Wir werden das Gelände als potenzielles
Gewerbegebiet sichern. Die Landebahn nutzt sich ja nicht ab.
Volksstimme: Werden Sie bei einem Aus für Cochstedt
dann den Ausbau des Stadtflugplatzes Magdeburg fördern? Der
Magdeburger Stadtrat rechnet mit knapp 5 Millionen Euro
Landesgelder.
Daehre: Da wird es keinen Automatismus geben.
Es wird unter dieser Regierung nicht passieren, dass wir Cochstedt
mangels Bedarf schließen müssen und dann den Ausbau Magdeburgs
fördern, wenn nicht hundertprozentig sicher ist, dass wir mit einem
ausgebauten Magdeburger Flughafen Geld verdienen oder wenigstens
kostendeckend arbeiten. Wenn die Stadt Magdeburg das anders sieht,
muss sie den Ausbau allein bezahlen.
Wir werden jedenfalls
nicht den Fehler der Vorgängerregierung machen, ohne Bedarfsnachweis
einen Flugplatz auf Vorrat zu fördern, nur um das Image zu heben.
Erst müssen Airlines da sein, erst muss ein Bedarf da sein, ehe Geld
fließt.
Wobei ich einen Gedanken hinzufügen will: Ich kann
mir nicht vorstellen, dass eine Airline, die in Magdeburg
investieren würde nicht auch in Cochstedt investieren würde.
Cochstedt ist bestens ausgebaut und nur 30 Kilometer von Magdeburg
entfernt. Wenn also eine Airline ernsthaftes Interesse an der
Magdeburger Region hat, werden wir über eine Funktionsteilung
nachdenken müssen: Cochstedt für größere Maschinen, Magdeburg für
Klein- und Sportflieger. (MRSA) |
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