Flughafenkonzept MDZ vom 02.10.2001
Cochstedt nicht aufgegeben
Heyer stellt die Ausbaupläne für Magdeburg-Süd auf den Prüfstand
Von Hajo Krämer
Verkehrsminister Jürgen Heyer (SPD)

Halle/MZ. Was die 50 Mitarbeiter des von der Pleite bedrohten Flughafens Cochstedt so lang vermisst haben, das lieferte Landesverkehrsminister Jürgen Heyer (SPD) am Montag im MZ-Gespräch: Endlich ein Bekenntnis der Landesregierung, dass das skandalumwitterte Investitionsprojekt im Landkreis Aschersleben-Staßfurt noch nicht aufgegeben ist. Über 80 Millionen Mark Fördergelder hat das Land bisher vergebens in den "Gewerbepark mit Landebahn" gesteckt. Gegenüber dem Flugplatz Magdeburg-Süd "geben wir Cochstedt den Vorzug", betont nun Jürgen Heyer.

Gegenwärtig lasse sein Ministerium als Teil des für 2002 angekündigten Landes-Flughafenkonzepts prüfen, "ob der Flugverkehr in der Region Magdeburg statt in der Landeshauptstadt künftig in Cochstedt abgewickelt werden kann", sagte Heyer. Cochstedt liege quasi vor den Toren Magdeburgs und sei schon fertig ausgebaut. Deshalb halte er es "für unvertretbar, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass wir für den fertigen Flughafen Cochstedt kein Nutzungskonzept haben aber trotzdem Magdeburg weiter ausbauen", betont der Minister. Pläne der Stadt Magdeburg, nach denen die Landebahn in Magdeburg-Süd verlängert und dafür sogar die Bundesstraße 71 verlegt werden soll, würden es nach Heyers Worten "schwer haben". Aber das müsse die eingeleitete Prüfung bis Jahresende ergeben, meint der Minister. "Dann werden wir entscheiden." Als Voraussetzungen für ein "Ja" zu Cochstedt sieht Heyer unter anderem die Prognose, "ob der Flughafen Cochstedt von den Wirtschaftsmanagern angenommen wird".

Die Frage sei: "Werden sie ihn akzeptieren oder werden sie dann nicht mehr nach Magdeburg kommen?" Hinzu komme eine Verkürzung der Anfahrtszeit von Magdeburg aus - gegenwärtig eine halbe Stunde - wenn die Ortsumgehung bei Egeln-Nord (B 81) fertig werde. Und ein Engpass in Schneidlingen (B 180) sei schon für den Bundesverkehrswegeplan neu angemeldet, betont Heyer. "Wir werden alles möglich machen, dass der Verkehr von Cochstedt aufgenommen werden kann."

Damit können die Mitarbeiter des Flughafens, die kommunale Betreibergesellschaft HBG und der Landkreis wieder Hoffnung schöpfen. Denn nach der beantragten Insolvenz für die private Flughafen-Entwicklungsgesellschaft FE und dem teilweisen Widerruf der Flugbetriebsgenehmigung wegen wirtschaftlicher Schieflage ging die Angst um, zwischen dem Airport Leipzig-Halle im Süden und dem Flugplatz Magdeburg in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Hinzu kommt noch der Heyers Plan, den Standort Stendal im Norden Sachsen-Anhalts als Alternative zum heiß umkämpften Hauptstadt-Flughafen Berlin-Schönefeld vorzubereiten. Aber das, versichert der Minister, habe mit dem Streit um Cochstedt nichts zu tun und trete nur in Kraft, wenn Schönefeld scheitere. Bisher habe das Land für Stendal nicht mehr als 400000 Mark für ein Gutachten ausgegeben. Das Planfeststellungsverfahren bezahlten private Investoren.

Nun doch noch eine Chance für Cochstedt? Der Flughafen wurde einst für die Ansiedlung von Flugzeug-Produktionsanlagen gefördert, erklärt Heyer. Das sei ebenso gescheitert wie danach das Konzept eines Frachtflughafens. Nun müsse man "Schritt für Schritt" sehen, wie es weitergehen kann.