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29.12.2001  Sachsen-Anhalt, News:
CDU wirft Regierung Untätigkeit vor Pleite: Letzter Flieger startete vom Flughafen Cochstedt

Cochstedt - Auf Sachsen-Anhalts einzigem Verkehrsflughafen in Cochstedt (Kreis Aschersleben-Staßfurt) gingen gestern um 18 Uhr die Lichter aus: Das Regierungspräsidium hat dem Airport sämtliche Fluggenehmigungen entzogen und damit Starts und Landungen für unbestimmte Zeit verboten. "Dass ein Verkehrsflughafen von heute auf morgen geschlossen wird, ist einmalig in Deutschland", sagte der Leiter der Flugsicherung Herbert Hermann.

CDU will Sondersitzung FDP sieht neue Chance

Über diese Aktion, die für Sachsen-Anhalt typisch sei, herrsche in der Fachwelt Fassungslosigkeit. Auch die Fluggesellschaften, die die 2500 Meter lange Landebahn des Börde-Airports bis zuletzt für Trainingsflüge mit großen Maschinen nutzten, könnten nicht begreifen, dass in Cochstedt zum Jahresende die Lichter ausgehen.

"Dass dieses Projekt den Bach runter geht, ist ein Skandal", sagte der Vorsitzende des Landtags-Verkehrsausschusses Karl-Heinz Daehre. Er und die Landtagsabgeordnete Sonja Mewald (beide CDU) verschafften sich gestern selbst ein Bild davon, was in den letzten Jahren auf dem riesigen Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes der Roten Armee entstanden ist. EU, Bund, Land und Landkreis hatten für die Sanierung der Landebahn sowie den Bau des Towers, des Passagierterminals, des Feuerwehrgerätehauses sowie des angrenzenden rund 80 Hektar großen Gewerbegebietes insgesamt rund 90 Millionen Mark zur Verfügung gestellt.

Angesichts der Zahlungsunfähigkeit der Harz-Börde Flughafen Betreibergesellschaft mbH (HBG) infolge des vom Wirtschaftsministerium verhängten Fördermittelstopps und der Pleite der Flughafenentwicklungs Gesellschaft mbH (FE) hätte es im Dezember bei Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) eine Krisensitzung nach der anderen geben müssen. Doch die Landesregierung interessiere sich überhaupt nicht für den Airport, monierte Daehre. Für ihn wird damit einmal mehr die Handlungsunfähigkeit des Kabinetts deutlich.

"Das wird noch ein parlamentarisches Nachspiel haben", kündigte der CDU-Politiker an. Seine Partei werde darauf drängen, dass sich die Ausschüsse für Wirtschaft und Verkehr des Landtages Anfang Januar in einer Sondersitzung auf dem Flughafen mit diesem brisanten Thema beschäftigen müssen.

Die CDU-Fraktion würde die Bewilligung eines Landeszuschusses von bis zu 1,5 Millionen Mark mittragen. Damit könnte man das Betriebskostendefizit der Betreibergesellschaft im nächsten Jahr ausgleichen, den Flugbetrieb aufrecht erhalten und in Ruhe an einer tragfähigen Lösung arbeiten, sagte Daehre. "In Sachsen-Anhalt werden ja auch andere Betriebe subventioniert. Außerdem gibt es in Deutschland keinen Flughafen, an dem die Länder nicht als Gesellschafter beteiligt sind."

Die Probleme in Cochstedt bieten nach Ansicht des FDP-Wirtschaftsexperten Karl-Heinz Paqué eine strategische Chance. Er verlangt von der Landesregierung, in Zusammenarbeit mit der Stadt Magdeburg endlich ein tragfähiges Luftverkehrskonzept vorzulegen. Paqué regte an, den Verkehrsflughafen in Magdeburg-Cochstedt umzubenennen und sowohl als Fracht- als auch als Geschäfts- und Charter-Airport der Landeshauptstadt zu nutzen.

Die Stadt Magdeburg könnte sich an der Betreibergesellschaft beteiligen und somit auf den für rund 50 Millionen Mark geplanten Ausbau ihres eigenen Flugplatzes verzichten, sagte der FDP-Politiker. Das dadurch eingesparte Geld könnte in den Ausbau der Straßen nach Cochstedt fließen.

Von René Kiel   (MRSA)
 
 
 
 
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