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06.03.2002  Sachsen-Anhalt, News:
Gutachten für künftigen Regionalflughafen: "Jede andere Lösung als Cochstedt wäre mit hohen Folgekosten verbunden"

Magdeburg - Das von Verkehrsminister Jürgen Heyer (SPD) in Auftrag gegebene Luftverkehrsgutachten stellt den Ausbau des Flugplatzes Magdeburg-Süd mit Landesgeldern in Frage. Stattdessen sollte der stillgelegte Verkehrsflughafen in Cochstedt (Kreis Aschersleben-Staßfurt) weiter genutzt werden.

Bei ihren Untersuchungen kamen die Gutachter Professor Werner Rothengatter und Dr. Benedikt Mandel zu dem Schluss, dass eine Aufrechterhaltung beider Flugplätze im Großraum Magdeburg auch wegen der Nähe zu den Airports Leipzig/Halle, Hannover und Berlin "nicht wirtschaftlich und eine parallele öffentliche Subventionierung nicht zu rechtfertigen wäre".

Zwar könne Magdeburg-Süd durch seinen größeren Einzugsbereich und die bessere Verkehrsanbindung größere Passagierpotenziale erschließen. Angesichts der bereits erfolgten Millionen-Investitionen in Cochstedt wäre ein weiteres Engagement des Landes in Magdeburg aus Sicht der Experten aber problematisch. Sie empfehlen, die Infrastruktur in Cochstedt aufrecht zu erhalten, da jede andere Lösung mit deutlich höheren Folgekosten für den Steuerzahler verbunden wäre. Für notwendig halten sie auch eine Verbesserung der Verkehrsanbindung des Verkehrsflughafens.

"Damit ergibt sich für das Land die Notwendigkeit, sowohl die Vermarktung Cochstedts als Gewerbestandort als auch die Moderation des begonnenen Dialogs zwischen der Landeshauptstadt und dem Landkreis Aschersleben-Staßfurt über eine Zusammenarbeit fortzuführen", sagte Verkehrsminister Jürgen Heyer (SPD) gestern bei der Vorstellung der Studie. Ob das auch bedeutet, für die geplante Verlängerung der Landebahn in Magdeburg-Süd Landes-Fördermittel zu verweigern, ließ Heyer offen. Ohne ein Gespräch mit den Betroffenen wolle er sich dazu nicht äußern. Auch die Landesregierung habe sich dazu noch nicht positioniert.

"Das Gutachten kommt viel zu spät und enthält offensichtlich keine neuen Erkenntnisse", sagte CDU-Verkehrsexperte Karl-Heinz Daehre. Wenn die Landesregierung jetzt erwäge, Cochstedt mit Landesmitteln weiter zu fördern, müsse zunächst ein belastbares Betreiberkonzept mit einem neuen Investor entwickelt werden.

"Die PDS-Fraktion fordert die Landesregierung auf, ihre Verzögerungstaktik endgültig aufzugeben", sagte der parlamentarische Geschäftsführer Wulf Gallert. Die Sozialisten verlangen von der Landesregierung, unter Einbeziehung der Landeshauptstadt sowie der Kreise der Region eine neue Betreibergesellschaft für Cochstedt aufzubauen. Die bisherige Firma musste Ende des vergangenen Jahres auf Grund von Zahlungsschwierigkeiten Insolvenz anmelden. Zugleich müsse das Kabinett Fördermittel-Wünschen aus Magdeburg endgültig eine Absage erteilen, so Gallert.

Professor Joachim Weimann, Dekan Wirtschaftswissenschaften der Magdeburger Uni, sagte in einem Gespräch mit der Volksstimme: "Entscheidend ist, welcher Standort die beste Zukunft hat und wo die eingesetzten Investitionen den höchsten Ertrag bringen. Nur zu schauen, ob an dem einen Standort 15 Millionen Euro und am anderen Standort schon 45 Millionen Euro investiert wurden, ist uninteressant. Dieses Geld ist sowieso weg."

In der Wirtschaft spreche man von "versunkenen Kosten". Weimann: "Einer der häufigsten Fehler in der Politik ist es, die Irrelevanz von versunkenen Kosten nicht zu berücksichtigen."

Von René Kiel
  (MRSA)

 
 
 
 
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