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Flughafen GmbH-Chef Peter Fechner verwies in einem
Volksstimme-Gespräch auf die glasharte Konsequenz: Akzeptiere am
Donnerstag die Mehrheit der Stadträte nicht die von der Wibera
geprüfte mittel- und langfristige Unternehmensplanung bis 2010, sei
die Flugplatzdiskussion praktisch beendet. Stehe nämlich die Stadt
nicht zu dem dort vorgelegten und von den Prüfern mit
Einschränkungen abgesegneten Entwicklungsprogramm und den
Zuschüssen, würde das Land erst recht nicht finanziell einsteigen.
Das aber wäre allererste Voraussetzung für einen Ausbau.
Allerdings ist bei einer Zustimmung zu der vorgelegten
Entwicklungsplanung der Ausbau des Flugplatzes nicht automatisch
beschlossene Sache. Doch erst nach Zustimmung könnte laut
Ratsbeschluss eine grundsätzliche Vorlage für den weiteren Ausbau
des Flugplatzes bis 2005 ausgearbeitet werden. Über diese wird dann
nochmals grundsätzlich entschieden.
Zum Hintergrund: Bereits
im Oktober 2000 hatte die Flughafen GmbH eine mittel- und
langfristige Unternehmensplanung für den Ausbau des
Verkehrslandeplatzes vorgelegt. Grundlage dafür waren der
Planfeststellungsbeschluss über die Erweiterung des Flugplatzes, die
deshalb notwendige Teilverlegung der Bundesstraße B 71 und eine
aktualisierte Verkehrsprognose (Juni 2000) mit Fahrgastzahlen,
Linien- und Charterverkehr.
Bei dem politischen Dauerbrenner
setzte sich jedoch eine Mehrheit im Stadtparlament durch, die die
Wirtschaftlichkeit des auch in Teilen der Bevölkerung umstrittenen
Projektes weiter anzweifelten. Um mehr Sicherheit zu haben,
beauftragte der Stadtrat deshalb die
Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Wibera mit der Prüfung dieser
Unternehmensplanung.
Die prüfte im Februar, das Ergebnis
liegt seit Mai dieses Jahres vor. Die Wibera bescheinigt in ihrem
Prüfbericht der Flughafen GmbH eine Planung, die "insgesamt
sorgfältig und den Erfordernissen entsprechend erarbeitet wurde".
Zugleich aber gab es Korrekturen vor allem bei den geplanten
Einnahmen, die sie um rund 200000 Mark reduzierte. Gleichzeitig hat
sie die betrieblichen Kosten um 400000 Mark erhöht. Entsprechend
höher wird der Zuschussbedarf aus der Stadtkasse für die Flughafen
GmbH in den kommenden Jahren ausfallen.
Das jährliche Minus
soll 2001 bei 1,2 Millionen Mark liegen, 2005 auf rund 1,3 Millionen
Mark ansteigen und im Jahr 2010 auf 700000 Mark zurück gehen.
Grundsätzlich, so ist dem Wibera-Bericht zu entnehmen,
ließen "sowohl Planungen der Flughafen GmbH als auch die korrigierte
Planrechnung erkennen, dass auch mit den prognostizierten
Entwicklungen des Luftverkehrs am Standort Magdeburg die Stadt bis
zum Jahr 2015 die Verlustausgleiche zu tragen hat".
Allerdings verringere sich laut dieser Planung ab dem Jahr
2007 der Zuschussbedarf stetig. Voraussetzung ist dabei, dass die
geplanten Zahlen der Verkehrsentwicklung auch tatsächlich zutreffen.
Konkrete Zahlen zu Flugbewegungen oder Passagieren wollte Peter
Fechner gestern nicht nennen - darum ginge es in dieser Phase nicht,
sagte er.
Laut Planungen der Flughafen GmbH wird die erste
Ausbaustufe als grundlegende Investitionsphase bis 2005 mit
insgesamt ca. 26 Millionen Mark zu Buche schlagen. Davon soll die
Stadt gut 15,5 Millionen Mark tragen. Das sind rund drei Millionen
Mark mehr als bislang für diesen Zeitraum angenommen worden waren.
Zu den Investitionen gehören unter anderem der Grundstückserwerb im
Zusammenhang mit der Umverlegung der B71, die Verlängerung der
Start- und Landebahn auf 1800 Meter mit neuer Befeuerung,
Umzäunungen des Geländes, die Verlegung der B 71, ein neues Gebäude
für die Polizeihubschrauberstaffel. Allein für den Grundstückserwerb
sind knapp 6 Millionen Mark vorgesehen.
Die Planungen gehen
davon aus, dass ab 2003 der erste Linienverkehr aufgenommen wird.
Ziele sind München, Frankfurt, Stuttgart und Köln/Bonn. Allerdings
hofft die Flugplatz GmbH in diesem Punkt auf die Region.
Der
Touristenverkehr mit Charterflügen zu Mittelmeerzielen soll nach
Vorstellungen der GmbH 2006 beginnen. Nach wie vor bleibt das Ziel,
dafür nur Flieger mit bis zu 99 Plätzen einzusetzen. Weitere
Investitionen wären dann notwendig.
In der
bedarfsorientierten Investitionsphase ab 2006 sollen Neubaumaßnahmen
nur noch in Abhängigkeit vom sich entwickelnden Bedarf vorgenommen
werden. Bis 2010 sind rund 4 Millionen Mark, beispielsweise für ein
Präzisionsanflugverfahren, vorgesehen. Dafür soll das Land 75
Prozent der Kosten tragen.
Das Personal der Flughafen GmbH
soll laut Unternehmensplanung von derzeit 15 über 16 in 2005 auf 38
(inkl. 12 Aushilfskräfte) in 2010 aufgestockt werden, lautet die von
der Flughafen GmbH vorgelegte Prognose.
Sowohl
Ausbaubefürworter als auch Gegner erwarten mit Spannung den Ausgang
der Stadtratsdebatte. Letztere führen außer Unwirtschaftlichkeit und
der Alternative Cochstedt hohe Lärmbelästigung im Süden der Stadt
gegen den Ausbau ins Feld.
Die Befürworter verweisen auf den
Stellenwert einer erweiterten Fluganbindung für den
Wirtschaftsstandort Magdeburg.
m Die in "Mittel- und
langfristiger Planung" der Flughafen Magdeburg GmbH enthaltenen
betriebswirtschaftlichen Planungen sind u.E. insgesamt sorgfältig
und den Erfordernissen entsprechend erarbeitet worden.
m Die
Planungen der Flughafen Magdeburg GmbH basieren auf der in der
"Mittel- und langfristigen Planung" prognostizierten Entwicklung des
Luftverkehrspotenzials allgemein und für den Flughafen Magdeburg im
Speziellen. Durch aktuelles Datenmaterial des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR) vom Juni 2000 wurde eine Aktualisierung
der Prognose aus dem Planfeststellungsverfahren möglich.
Kernaussagen des Gutachtens
- Grundsätzlich lassen sowohl die Planrechnung der Flughafen
Magdeburg GmbH als auch unsere korrigierte Planrechnung erkennen,
dass auch mit den prognostizierten Entwicklungen des Luftverkehrs
die Zuschüsse der Stadt zum Verlustausgleich bis zum Jahr 2015
notwendig sind, wobei sich der Zuschussbedarf ab dem Jahr 2007 bei
Erreichung des geplanten Verkehrs stetig verringert.
- Nach unserer Überprüfung sollten die Erlöspositionen Miete in
den Jahren 2001 bis 2003 um insgesamt rund 38000 Euro und die
Erlösposition "Sonstige betriebliche Erlöse" ab 2001 jährlich um 65
00 Euro (d.h. bis zum Jahr 2010 um insgesamt 65000 Euro) niedriger
sowie die sonstigen betrieblichen Aufwendungen, beginnend ab 2001
bis 2010, um insgesamt 215000 Euro höher als in der Planung der
Flughafen GmbH ausgewiesen geplant werden.
Kontroverse Auffassungen: Das sagen Gegner und Befürworter
Zur vorliegenden mittelfristigen und langfristigen Planung der
Flughafen GmbH befragte die Volksstimme Vertreter der drei großen im
Stadtrat vertretenden Parteien sowie die Bürgerinitiative gegen den
Flugplatzausbau.
"Schon vor der Sommerpause hat sich unsere
Fraktion ausführlich mit der Unternehmensplanung und dem Gutachten
befasst", sagte Reinhard Stern, Chef der CDU-Ratsfraktion.
Vergangenen Montag habe es eine erneute Runde dazu gegeben. Für uns
steht fest, dass wir der Drucksache aus wirtschaftlicher Sicht
zustimmen werden. Die Kosten und Risiken sind bekannt und können so
getragen werden. Zugleich wolle die Fraktion den von der PDS
vorgeschlagenen Privatisierungsantrag ablehnen, sagte Stern.
Hans-Werner Brüning, PDS-Stadtvorsitzender, sprach indes von
einem "freundlichen Gutachten im Sinne der Befürworter des
Flugplatzausbaus". Es sei beispielsweise keinerlei Nachweis erbracht
worden, dass die in der Planung erhofften Flugverkehre, also der
Charter- und Linienverkehr, wirklich stattfinden werden, sagte er.
Die PDS-Fraktion bliebe bei dem Vorschlag einer privaten
Betreibung. Mindestens die Hälfte der Betriebskostenzuschüsse, also
eine Million Mark, könnten eingespart werden.
"Unsere
Fraktion wird der Vorlage zustimmen" sagte Steffen Schüller,
SPD-Fraktionsgeschäftsführer. Das sei das Ergebnis langer und
intensiver Beratungen über die Prüfung. Die SPD habe seinerzeit den
Nachweis der Wirtschaftlichkeit zur Bedingung dafür gemacht, dass
weitere Schritte unternommen werden. Wenn die Stadtratsmehrheit
zustimmt, würde eine entsprechende Vorlage für den weiteren Ausbaus,
einschließlich der genauen Kosten erarbeitet werden sagte er.
Für Wolfgang Richter, Vorsitzender der Bürgerinitiative
gegen den Flugplatzausbau, ist die vorgelegte Unternehmensplanung
lediglich ein Wunschzettel. Das sei durch nichts untersetzt, sagte
er.
Das habe die Wibera nicht überprüft, da sie gar nicht
den Auftrag dafür hatte. Seiner Meinung nach sei so nur untersucht
worden, ob Rechenfehler bei der Addition willkürlich eingesetzter
Zahlen passiert seien. Richter kritisierte: Die Planungsparameter
seien nicht geprüft worden. Das aber wäre erforderlich gewesen.
Investitionsplanung:
So soll der Flugplatz ausgebaut werden
Von 2001 bis 2005 plant die Flughafen GmbH Gesamtinvestitionen in
Höhe von rund 26 Millionen Mark. In der so genannten
Grundinvestitionsphase soll die B71 umverlegt werden. Dazu sind
Mittel für den Grunderwerb von rund 6 Millionen Mark vorgesehen. Außerdem
soll die Flugplatzanlage erweitert werden. Dazu gehört die Verlängerung
der Start- und Landebahn, die Erweiterung ihrer Befeuerung, der Bau
einer verkürzten Anflugbefeuerung sowie einer Umzäunung. Gebunden
sind fast fünf Millionen Mark für ein neues Objekt der
Polizeihubschrauberstaffel.
Ab 2006 soll nach Vorstellungen der Flugplatz GmbH eine so genannte
"bedarfsorientierte Phase" beginnen. Neubauten sollen dann
nur noch in Anhängigkeit vom sich entwickelnden Bedarf vorgenommen
werden. Vorgesehen sei die Einrichtung eines Präzisionsanflugverfahrens
in der Hauptanflugrichtung. Ab 2010 bis 2015 kämen Investitionen im
Bereich der Passagierabfertigung einschließlich einer Gepäckbeförderungsanlage
in Frage, gleichfalls weitere Abstellflächen für Luftfahrzeuge
hinzu.
Von Karl-Heinz
Kaiser (LRMD)
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