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Reaktionen auf Vorstoß von Magdeburgs Oberbürgermeister Trümper
Flugplatz-Streit: CDU und SPD ohne klare Linie
Von Michael Bock und Katja Tessnow
Magdeburg. Der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes
Magdeburg, Jürgen Scharf, hat die von Oberbürgermeister Lutz Trümper (
SPD ) vorgeschlagene Schließung des Flugplatzes im Süden der Stadt "
unverantwortlich " genannt. Trümper solle " unseriöse und die
Beschlusslage des Stadtrates ignorierende Alleingänge " unterlassen,
sagte Scharf, der auch Chef der CDU-Landtagsfraktion ist. Trümpers
Angebot sei auch deshalb unverständlich, da er selbst den Nutzern des
Flugplatzes die Bereitstellung des Flugplatzstandortes Magdeburg
langfristig zugesichert habe, erklärte Scharf. Nun würden Existenzen
bedroht, die bei ihren unternehmerischen Entscheidungen auf Magdeburg
gesetzt hätten.
Damit stellte sich Scharf offen gegen
Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre, seinen Parteikollegen. Dieser hatte
Trümpers Vorstoß begrüßt und die CDU-Stadtratsfraktion aufgefordert, den
Vorschlag mitzutragen.
Trümper hatte
vorigen Freitag erklärt, er wolle mit der Flugplatzschließung jährlich
750 000 Euro Betriebskostenzuschüsse an die Betreibergesellschaft
sparen. Dafür hatte das Land zugesichert, die Stadt bei der
Umgestaltung des Flughafengeländes zu einem Gewerbegebiet fi nanziell
zu unterstützen. Die Stadt Magdeburg muss nach einer Auflage des
Landesverwaltungsamtes im laufenden Haushalt rund 20 Millionen Euro
einsparen. Trümper kündigte deshalb bereits an, Zuschüsse für Sportund
Kulturvereine sowie Investitionen in Kitas und Schulen zu streichen und
keine neuen Mitarbeiter mehr einzustellen.
Der Magdeburger
Stadtrat muss über die Schließung des Flugplatzes entscheiden. Die
Reaktionen auf den Trümper-Vorstoß fielen unterschiedlich aus. Rainer
Löhr, Fraktionsvorsitzender der SPD, hält die Anregung für " sinnvoll
und überlegenswert ". " Ich persönlich bin bereit, da mitzugehen. Wir
zeigen damit, dass wir nicht nur über unsere finanzielle Lage
jammern, sondern auch bereit sind, zu handeln. " Die Meinungen in der
Fraktion gingen in der Frage des Flugplatzausbaus allerdings sehr weit
auseinander, räumte Löhr ein : " Wir müssen uns jetzt gründlich damit
auseinandersetzen. "
Hans-Werner Brüning ( Linkspartei. PDS )
kritisierte : " Das Angebot kommt nicht nur total überraschend, sondern
vor allem ohne Legitimation durch den Stadtrat. Die Verteidigung von
Magdeburgs Interessen verlangt ein besonnenes Vorgehen gegen die
schamlosen Kürzungen bei den Kommunalfi nanzen durch die
Landesregierung. "
Die Ratsfraktion der FDP begrüßte Trümpers
Vorschlag. " Der Flugplatz Magdeburg hat keine Perspektive ", sagte
Fraktionschef Holger Franke. Die Zukunft für den Flugverkehr im
Großraum Magdeburg liege in einem zentralen Regionalflughafen in
Cochstedt. Jetzt werde der Oberbürgermeister durch die Haushaltsmisere
auch zu dieser Einsicht gezwungen. " Die Entscheidung ist ein guter
Anfang für eine vernünftige Regionalpolitik ", pflichtete der
Kreisvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen, Olaf Meister, bei.
Reinhard
Stern, Fraktionschef der CDU, nannte Trümpers Vorstoß dagegen " nicht
fair " : " Es gibt klare Beschlüsse zum Verkehrslandeplatz. Sie sehen
eine Zusammenarbeit mit Cochstedt und die Prüfung von Synergieeffekten
mit der Weißen Flotte vor. " Sein Fazit : " Einer Schließung werden wir
auf gar keinen Fall zustimmen. "
Kommentar in der Volksstimme:
Vernünftig
Von Michael Bock
Der Vorschlag von Magdeburgs Oberbürgermeister Trümper, den Flugplatz in der
Landeshauptstadt zu schließen und den Flugbetrieb nach Cochstedt zu verlagern,
ist vernünftig. Viel zu lange flossen öffentliche Gelder in zwei
Flughafenprojekte, die nur 30 Kilometer voneinander entfernt sind.
Bereits im April 2004 hatte sich das Land darauf festgelegt, Cochstedt zum
Regionalflughafen zu entwickeln. Ende 2005 erklärte Verkehrsminister Daehre,
für den Ausbau des Magdeburger Flugplatzes gebe es keine Landesgelder mehr.
Diese Entscheidungen waren richtig, denn immerhin wurden bisher mehr als 45
Millionen Euro Steuermittel nach Cochstedt gepumpt.
Nun zwingt die höchst angespannte Finanzlage die Stadt Magdeburg dazu, den
Flugplatz aufzugeben. Wer das jetzt lauthals beklagt, sollte ernsthafte
Sparalternativen aufzeigen. Daran aber mangelt es bislang. ( Sachsen-Anhalt )
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Dokument erstellt am 20.02.2007 um 05:56:18 Uhr
Erscheinungsdatum 20.02.2007 | Ausgabe: mdx