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OB-Beigeordneten-Runde : Verkehrslandeplatz soll verpachtet werden / Ab 1. Januar 2008 nicht mehr in städtischen Händen
Flugplatz: Privatgesellschaft soll ab 1. Januar Steuerknüppel übernehmen
Von Karl - Heinz Karl-Heinz Kaiser



Die Odyssee des Magdeburger Flugplatzes Süd geht offenbar dem Ende zu. Gestern hat die OB-Beigeordnetenrunde ein Handlungspapier bestätigt. Darin heißt es unmissverständlich : Der Flugplatz bleibt erhalten. Und : Eine Betreibergesellschaft soll die Geschicke des Verkehrslandeplatzes in die Hand nehmen.

Magdeburg. Oberbürgermeister Trümper weilt im Urlaub. Offenbar getrieben vom Druck der Haushaltskrise hat seine Beigeordnetenrunde gestern ohne den Chef ( vermutlich aber mit dessen Einverständnis ) eine Entscheidung von größter Tragweite getroffen : Die Stadt wird den Flugplatz Süd abstoßen. Er wird verpachtet und von einer noch zu gründenden privaten Betreibergesellschaft weitergeführt. Bereits ab 1. Januar 2008 soll die Privatgesellschaft den Steuerknüppel übernehmen. Der Luftraum " F " bleibt erhalten.

Laut städtischen Informationen soll Oberbürgermeister Lutz Trümper beauftragt werden, mit der Betreibergesellschaft einen Pachtvertrag für das Flugplatzgelände auszuhandeln. Der ist dem Stadtrat zur Bestätigung vorzulegen. Laut dem Wirtschaftsbeigeordneten von Magdeburg, Klaus Puchta, soll der Rat am 6. September darüber beschließen.

Flugbetrieb ohne

städtische Zuschüsse

Der Flugplatz-Vorpreller aus der Verwaltung könnte, wenn der politische Wille nichts anderes durchsetzt, die Odyssee um Magdeburgs Verkehrslandeplatz beenden. Denn : Nachdem vor einigen Jahren ein Verkauf gescheitert war, hatten sich im April / Mai dieses Jahres Flugplatzanrainer angeboten, den Platz zu übernehmen.

Die Verwaltung favorisiert diese Variante : Als Lösung für die Stadt bietet sich die Verpachtung an eine private Betreibergesellschaft von wichtigen Nutzern des Flugplatzes an. Zumal sie den Flugbetrieb auf dem derzeitigen Niveau ohne städtische Zuschüsse fortführen will, sagte Puchta. Die Wirtschaft der Stadt benötigt den Flugplatz.

Rolf Mürke von der besagten Nutzergemeinschaft zeigte sich gestern erfreut : Zumindest sei das ein Signal, dass der Flugplatz bestehen bleibe, erklärte er. Die Gewerbetreibenden hätten auch ein schlüssiges Konzept ausgearbeitet, das sowohl dem OB als auch dem Stadtrat vorliege. Es soll vor allem dem Geschäftsfl ugverkehr unter den bisherigen Bedingungen und die Sportfl iegerei gewährleisten.

Mürke weiter : Alles andere sei Gegenstand späterer Verhandlungen.

Wesentlicher Hintergrund für die Entscheidung für einen privaten Betreiber ist die mit der städtischen Finanzkrise drohende Schließung des Flugplatzes. Rund 550 000 Euro ist der jährliche Subventionsbedarf für den Landeplatz.

Flughafen-Chef Peter Fechner hatte dem Oberbürgermeister auf Grund einer Wirtschaftsstudie ( Kienbaum ) mitgeteilt, dass die städtische GmbH dauerhaft einen Zuschuss benötigt. Dabei ist zwar eine Reduzierung von 83 000 Euro durch Verkürzung der Öffnungszeiten des Flugplatzes möglich. 100 000 bis 150 000 Euro könnten auch durch eine Quersubventionierung des Flugplatzes nach ( geplanter ) Verschmelzung mit der Weißen Flotte GmbH herausgeholt werden. Aber : Diese Lösung ginge zu Lasten der MVB und letztlich bleibe trotzdem ein Zuschussbedarf übrig, wird in dem gestern von der Beigeordnetenrunde bestätigten Papier angezweifelt. Deshalb die Entscheidung für privat.

Was aus den 11 Beschäftigten des Flugplatzes wird, wie viel übernommen werden, ist gleichfalls ein Gegenstand der Verhandlungen mit der Betreibergesellschaft, sagte Puchta. Auch der mögliche Einstieg von Mitarbeitern aus Magdeburg in Cochstedt ist noch nicht vom Tisch.

Konzept wird vom

Rat hinterfragt

Das Konzept der Interessengemeinschaft ist von der Verwaltung akzeptiert worden. Jetzt wird es in drei Ausschüssen und Anfang September im Stadtrat hinterfragt. Kontroverse Diskussionen sind programmiert.

Ob das Konzept von einem unabhängigen Gutachter vorgelegt worden sei, verneinte Puchta.

Aber : Es sei als plausibel einzuschätzen, deshalb der Vorschlag. Rechtzeitig würden, so Puchta weiter, auch weitere Fachleute eingebunden. Das dann, wenn alle Fakten der Betreibergesellschaft auf dem Tisch liegen, versicherte er.



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Dokument erstellt am 25.07.2007 um 05:55:55 Uhr
Erscheinungsdatum 25.07.2007 | Ausgabe: mdx