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29.08.2001  Magdeburg, News:
Jürgen Heyer, SPD, zu den Ausbauplänen für Magdeburger Fugplatz

Der von einer Stadtratsmehrheit weiter verfolgte Ausbau des Magdeburger Flugplatzes stößt zunehmend auf Fragen beim Land. In einem Volksstimme-Interview erklärte Landesverkehrsminister Jürgen Heyer (SPD) gestern: "Ich bin eher skeptisch." Jens-Uwe Jahns sprach mit dem Minister.

Minister: "Ich bin skeptisch bei Linien- und Charterverkehr"

Volksstimme: Der Magdeburger Stadtrat hat unlängst ein von der Prüfgesellschaft Wibera akzeptiertes Wirtschaftlichkeitsgutachten über den Verkehrslandeplatz Magdeburg-Süd angenommen. Reicht das, um beim Land Fördermittel zu bekommen?

Jürgen Heyer: Das Gutachten kennen ich zwar nicht, doch soweit ich weiß, ist es von der Stadt in Auftrag gegeben worden und basiert auf den Prognosen der Flughafen GmbH.



Volksstimme: Wäre ein solches Gutachten für eine Landesförderung ausreichend?

Jürgen Heyer: Ein Gutachten, muss seinen Namen verdienen und belastbar sein. Für Magdeburg bedeutet das, dass es einen echten Bedarf für einen größeren Flugplatz nachweisen muss. Dieser Bedarf orientiert sich nicht am Prinzip Hoffnung, weder eines engagierten Flughafenchefs oder eines Stadtrates. Es muss einen Bedarf bei Fluggesellschaften, d. h. Fluggästen geben.



Volksstimme: Glauben Sie, dass es diesen Bedarf in Magdeburg gibt?

Jürgen Heyer: Ich bin überzeugt, dass es in Magdeburg einen Bedarf für einen Bussinnessflughafen gibt. Ob ein Gutachter einen Bedarf für Linienverkehre oder für Charterverkehre nachweisen kann, sehe ich eher skeptisch.



Volksstimme: Ohne Fördermillionen vom Land sind die Magdeburger Pläne ohnehin nicht realisierbar.

Jürgen Heyer: Die Magdeburger werden sicher an das Land herantreten wollen und um Fördermittel für den Ausbau des Flugplatzes und für die Verlegung der Bundesstraße bitten. Jeder wird verstehen, dass sich die Landesregierung erst den tatsächlichen Bedarf nachweisen lassen will, ehe sie eine Menge Fördermittel in einen Ausbau steckt.



Volksstimme: Mit Aussicht auf Erfolg?

Jürgen Heyer: Soweit sind wir nicht. Erst geht es um den Bedarfsnachweis. Das betrifft nicht allein die Stadt Magdeburg sondern die ganze Region. Das führt aber zu der Frage, ob ein solcher regionaler Bedarf nicht auch von Cochstedt übernommen werden könnte. Wenn sich dies als möglich herausstellt, dann sehe ich es aus heutiger Sicht als äußerst problematisch an, Landesmittel für einen weiteren Flugplatzausbau in der Region für Magdeburg bereitzustellen.



Volksstimme: Noch im Juni dieses Jahres haben Sie aber im Landtag gesagt, dass Cochstedt als Frachtflughafen gefördert worden ist und nie ein Flugplatz werden sollte. Woher dieser Sinneswandel?

Jürgen Heyer: Cochstedt wurde durch das Wirtschaftsressort als Gewerbe- und Industriegebiet mit Flughafen gefördert. Die tatsächliche Situation ist anders, als es das Land ursprünglich gewollt hat. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen das nun in unsere weiteren Planungen einbeziehen. Anderes würde auch in Magdeburg kein Steuerzahler verstehen.



Volksstimme: Für wie geeignet halten Sie denn Cochstedt?

Jürgen Heyer: Das will ich nicht beurteilen, dazu brauchen wir die Aussagen eines anerkannten Gutachters. Wenn er sagt, Cochstedt ist von Magdeburg zu weit weg und wird deshalb weder von den Airlines noch von den Passagieren angenommen, dann gibt es auch für Magdeburg einen neuen Maßstab der Beurteilung.



Volksstimme: Die Magdeburger CDU-Ratsfraktion wirft der Landesregierung "eine seit 1998 andauernde Unfähigkeit" vor, weil sie kein Luftverkehrskonzept für Sachsen-Anhalt zustande gebracht hat. Die Wahrheit ist doch, dass genau dieses Defizit erst zur Entwicklung in Cochstedt und zu den Magdeburger Ausbauplänen geführt hat.

Jürgen Heyer: Entgegen der ursprünglichen Planung hat das Land bisher kein Flugplatzkonzept vorgelegt. Die Arbeiten daran mussten unterbrochen werden, um die aktuellen Entwicklungen der Flughafenstrukturen im mitteldeutschen Raum und das Lufthafenkonzept sowie die Prognosedaten für den neuen Bundesverkehrswegeplan einbeziehen zu können. Darauf aufbauend haben wir jetzt das Landeskonzept in Auftrag gegeben. Ich denke, das diese Schrittfolge seriös ist.   (LRMD)
 
 
 
 
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