Wir informierten alle Stadträte über die Protestresolution vom 15.11.2001!

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An alle Stadträtinnen und Stadträte der Stadt Magdeburg                 Magdeburg, 17.11.2001

Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

am Donnerstag, 15.11.2001, führten wir in der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums eine Informationsveranstaltung durch. Wir informierten die Bürger über die Folgen des Ausbaus des Flugplatzes Magdeburg zu einem Regionalflughafen.

Das Interesse der Bevölkerung war sehr groß, die Aula als Veranstaltungsraum erwies sich als viel zu klein. Die Anwesenden waren zunächst ungläubig darüber, dass der Flugplatz tatsächlich ausgebaut werden soll. Als wir dann aber die Haltung der Abgeordneten zum Ausbau mitteilten, Zahlen und Fakten aus der "Mittel- und langfristigen Unternehmensplanung" zitierten und deren Konsequenzen darstellten, empörten sich die Anwesenden über die Informationspolitik der Stadt gegenüber den Bürgern und der Tatsache, welcher Abgeordnete sich eigentlich noch an das Wahlversprechen halte, sich für die Interessen der Bürger einzusetzen.

An dieser Schuld tragen auch Sie einen wesentlichen Anteil. Schließlich sind Sie ein gewählter Stadtvertreter und in der Pflicht, die Interessen der Bürger wahrzunehmen! Die Informationspolitik, die viele von Ihnen bisher in Sachen Flugplatzausbau betrieben haben, grenzte mitunter an Desinformation und Unwahrheit (sog. "Wirtschaftlichkeitsgutachten")! Anstatt die Bevölkerung über das tatsächliche Ausmaß der Beeinträchtigungen aufzuklären, hat sich die Mehrheit eher darauf verstanden, die Ängste der Leute klein zu reden ("Größere Flugzeuge werden leiser!"), diese völlig zu ignorieren oder als Spinnereien zu diffamieren!

Auch angesichts der aktuellen Haushaltssituation stellt sich vielen Bürgern die Frage, wann Sie endlich die Realitäten erkennen werden und eine den finanziellen Gegebenheiten und den dringenden Maßnahmen entsprechende Politik für die Stadt Magdeburg durchsetzen.

Die überwiegende Mehrzahl der anwesenden Bürger (fast alle kein Mitglied unserer Bürger-initiative) hat kein Vertrauen mehr in die Politik des Stadtrates, Bürgerinteressen zu vertreten. Sie verabschiedete ohne Gegenstimme die sich auf der Rückseite befindende Resolution, die wir im Auftrag der Bürger hiermit an Sie weiterleiten! Wir hoffen, dass Sie sich bis zum 6. Dezember doch noch erinnern, wer Sie ins Stadtparlament gewählt hat!

Leider konnten Sie die Empörung der Bevölkerung nicht wahrnehmen, da sich trotz Einladung fast kein Stadtrat blicken ließ. So etwas verstehen die Bürger nicht als "Interessenvertretung"!

Mit freundlichen Grüßen

W. Richter

Anlage:

Protestresolution

gegen den weiteren Ausbau des Flugplatzes Magdeburg

 

 

Hiermit beschließen die in der Veranstaltung am 15.11.2001 anwesenden Bürger einstimmig folgende Protestresolution, die an alle Stadträte der Stadt Magdeburg gerichtet ist:

  1. Auf Grund der finanziellen Lage der Stadt Magdeburg bedeutet ein Ausbau in Konkurrenz zu anderen, bereits bestehenden Flughäfen ein finanzielles Desaster. Wir fordern Sie auf, die Synergieeffekte der bestehenden Flugplätze in Magdeburg und Cochstedt sinnvoll auszunutzen, um eine weitere Steuerverschwendung zu vermeiden.
  2. Wir fordern eine Vertretung durch Stadträte, die sich für die Interessen der Bürger der Stadt Magdeburg einsetzen. Die Interessen der Flugplatzlobby dürfen nicht höher bewertet werden als die der Bürger!
  3. Wir Bürger im Süden Magdeburgs wollen in Zukunft weder weitere Gesundheits- noch Lärmbeeinträchtigungen ertragen und auch nicht für den Flugplatzausbau sowie die Verlegung einer Bundesstraße aufkommen!
  4. Die eingesparten Gelder sollen umgehend für notwendige und dringende Aufgaben, insbesondere für die Erhaltung der Lebensqualität, die Sanierung städtischer Einrichtungen und die Förderung innovativer Unternehmen eingesetzt werden.
  5. Verabschieden Sie sich sofort und endgültig von dem Prestigevorhaben Flugplatzausbau, das durch nichts gerechtfertigt ist, dessen Bedarf nie nachgewiesen wurde und für uns Steuerzahler noch mehr Schulden und noch weniger Gestaltungsspielraum für die Zukunft unserer Kinder bedeutet!
  6. Verhindern Sie die Stadtflucht, indem Sie die betroffenen Stadtteile lebenswerter machen!

Aus den oben genannten Gründen fordern wir Sie auf, gegen den weiteren Ausbau des Flugplatzes Magdeburg zu stimmen!

Magdeburg, 15.11.2001