Schreiben an alle Stadträte vom 2. Dezember 2001

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Nochmals haben wir unseren Stadträtinnen und Stadträten ein Schreiben zukommen lassen, um sich die Entscheidung am 06. Dezember 2001 abermals gut zu überlegen. Wir stellen in unserem Scheiben wiederholt den Bürgerwillen dar und appellieren nochmals an den gesunden Menschverstand, eine Fehlentscheidung für die Stadt Magdeburg durch einen Ausbaubeschluss im Sinne einer Flugplatzerweiterung zu verhindern.

                                                                                               Magdeburg, 02. Dezember 2001

Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

hiermit möchten wir nochmals eine Stellungnahme unserer Bürgerinitiative, die stellvertretend für die Meinung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Magdeburg, die dem Flugplatzausbau misstrauisch gegenübersteht, wiedergeben.

Weiterhin verweisen wir auf alle Informationen der vorangegangenen Schreiben sowie auf die aktuellen Informationen unserer Homepage!

Flugplatzausbau: Subventionen ungeheuren Ausmaßes

Seit Jahren macht die Bürgerinitiative für Alternativen zum Flugplatzausbau in Magdeburg darauf aufmerksam, dass es nach einem Ausbaubeschluss für die Stadt Magdeburg finanziell weiter und unumkehrbar bergab gehen wird. Die sogenannte "Wirtschaftlichkeit", die nach einem Ausbau des Flugplatzes laut Aussagen ausbaubefürwortender Stadträte eintreten müsste, hat schon dem Gutachten nicht Stand gehalten. Von einer "Wirtschaftlichkeit" wollte nachweislich nicht einmal der Gutachter etwas wissen und verwendete daher diesen Begriff erst gar nicht. Was aber einen Teil unserer Stadtverordneten (allen voran unser neuer OB) nicht davon abhielt, entgegen aller Vernunft eine "Wirtschaftlichkeit" in der Öffentlichkeit darzustellen.

Wie stellen sich die Tatsachen dar? Wirtschaftlich wird es genau dann, wenn lt. Annahme der Flughafen-GmbH zukünftig z.B. jährlich 46.000 Passagiere von und nach München, dieselbe Anzahl von und nach Frankfurt, zusätzlich 11.500 nach Stuttgart und 12.000 nach Bonn fliegen werden.

Spinnerei? Von wegen! Schließlich sind die Einnahmen aus Linien- und Charterverkehr für die Stadt Magdeburg und ihren zukünftigen Flughafen Teil der Planung (und damit Einnahmen und Kriterium der sog. "Wirtschaftlichkeit"). Aber für die "Wirtschaftlichkeit" heißt es notwendiger Weise auch: Vier Ziele am Mittelmeer sollen angeflogen werden, 53.400 Passagieren jährlich. Und erst dann rechnet sich alles! "Dann schreiben wir schwarze Zahlen!" wird es den Stadträten vor der Abstimmung weisgemacht. Erinnert das nicht alles an das derzeitige Szenario in Cochstedt, bei der alle ungeprüften Tagträume wie eine Seifenblase zerplatzten?

Kann man das als Bürger glauben angesichts der letztens insgesamt 149 Passagiere nach Prag? Der Stadtrat entscheidet am Donnerstag, 6. Dezember. Ab 14.00 Uhr fällt die Entscheidung im Rathaus. Wir machen nochmals eindringlich auf die von Ihnen zu vertretenden Folgen aufmerksam! Leider sieht alles so aus, als ob sich die Mehrheit von Ihnen für die hochgradig unglaubwürdigen Prognosen entscheiden will. Und damit gegen uns Steuerzahler Magdeburgs, die die jährlich anfallenden Millionenbeträge ausgleichen und auf vieles andere in den kommenden Jahren verzichten müssen.

Noch einmal Klartext: Die Passagiermaschinen (vierstrahlige Düsenflugzeuge, 110-Sitzer) könnten die Prag-Reisenden mit 1,5 Flugzeugen befördern. Oder jetzt schon mit nur einem Flugzeug aus von Cochstedt. Aber nein, so die Stadträte, wir wollen, dass das auch vom 30 km näher gelegenen Flugplatz in Magdeburg aus nach einem Ausbau möglich ist und geben dafür gerne Geld aus! Für jedes abfliegende Flugzeug wird es dann heißen: Über 10.000 DM bezuschusst. Selbst wenn dieses Geld besser innovativen Firmen eine Zukunft in der Marktwirtschaft oder gemeinnützigen Vereinen das Überleben sichert. Und das Start für Start, im Sommer mehr als 20 an jedem Tag. Schlimmer noch: Ab 2015 soll es noch weitergehen, wiederum sind über 50 Mio. DM für Erweiterungen eingeplant.

Welcher Abgeordnete jetzt immer noch für einen Ausbau des Flugplatzes Magdeburg ist, der soll jetzt und hier sagen, welcher Institution, welchem gemeinnützigen Verein oder welcher Schule/Kindertagesstätte man Tag für Tag eine fünfstellige Summen wegnehmen wird.

Die Bürgerinitiative wird jeden Abgeordneten auf alle Fälle spätestens dann daran erinnern und von ihm mit Nachdruck eine Stellungnahme verlangen, wenn Magdeburg ein weiteres unlösbares Problem hat!

Reden Sie sich später nicht heraus, Sie hätten nach bestem Gewissen und im Sinne der Stadt entschieden und könnten nichts für die sich schon heute andeutende Misere! Von uns haben Sie, und zwar mehrmals jährlich und bis zuletzt, nachweislich sämtliche (auch Hintergrund-) Informationen erhalten, die für Sie eine objektive Beurteilung möglich gemacht hätten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Richter