FLUGHAFEN MAGDEBURG-SÜD | ||
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Leserbrief an die Volksstimme vom 30.12.2000 (nicht veröffentlicht) Sehr geehrte Damen
und Herren, Mit freundlichen Grüßen
In seiner Bilanz
zum Jahreswechsel 2000 weist Herr Dr. Polte völlig zu Recht darauf hin,
daß die angestrebte Kommunal- und Gebietsreform dazu beitragen kann, insgesamt
Kosten einzusparen, wenn vorhandene Schulen, Kläranlagen usw. ihren Einzugsbereich
erweitern. Warum fällt es ihm und anderen Politikern in Stadt und Land
(Siehe z.B. Volksstimme v. 29.12.00.) dann so leicht, derartige Synergieeffekte
zu verneinen, wenn es um die Entscheidung zum Ausbau des Flugplatzes in
Magdeburg Süd auf 1800 m Rollbahnlänge oder zur Nutzung der vorhandenen
2500 m Rollbahn in Cochstedt geht? n Kenne ich einen potentiellen Investor oder eine Firma in Magdeburg bzw. im Umland, für die der größeren Flugplatz in Magdeburg existenznotwendig ist? n Welche Regionalflugplätze in Wohngebietsnähe kenne ich, und habe ich mich bei den dortigen Anwohnern über Fluglärm, Lebensqualität, Sozialstruktur, Wertverlust von Grundstücken und bei den dortigen mittelständischen Firmen über die Vor- oder Nachteile der Flugplatznähe kundig gemacht? (Empfehlung hierzu: Dortmund, Dresden-Hellerau, Berlin Tegel und Tempelhof, Schönefeld sowie die anliegenden Gemeinden Königswusterhausen und Schulzendorf u.a.) n Habe ich mich an einem Sonnabend oder Sonntag am Flughafen Magdeburg Süd aufgehalten, um den derzeitigen Fluglärm beurteilen zu können? Glaube ich an die Lärmprognosen, wenn ich weiß, daß neue Baugenehmigungen Hinweise auf den Fluglärm enthalten und z.B. der Flugplatz Hof/Plauen seine 1540 m lange Rollbahn ausbauen oder Charterflüge reduzieren muß, weil die Reiseveranstalter statt des teureren Flüsterjets BAe 146-200 die kostengünstigeren und lauteren Airbus A319 oder Boeing 737 einsetzen wollen? n Wie würde ich zum Flugplatzausbau entscheiden, wenn der steigende Luftverkehr über meinem Haus zu erwarten wäre? n Kenne ich die Euronormen für Landplätze so gut, daß ich Ausnahmegenehmigungen für Magde-burg mit Sicherheit ausschließen kann? Reicht evtl. der Ausbau auf die geforderte Mindestlänge von 1200 m für den Bedarf aus? n Würde ich Gesellschafteranteile der Flughafen GmbH erwerben, wenn ich wegen deren Finanz-situation evtl. ständig neues Kapital nachschießen müßte? n Welche Variantenvergleiche zwischen Cochstedt und Magdeburg sind mir bekannt und wurden von mir bewertet? n Wie würde ich den Bürgern in strukturschwachen Gebieten der alten Länder (z.B. Raum Olden-burg o.ä.) glaubhaft erklären können, daß die Mittel aus dem Länderausgleich und der Ostförde-rung nötig sind, um neben einem funktionsfähigen großen Flugplatz in Cochstedt einen zweiten in Magdeburg zu bauen? n Wie würde ich meinen Wählern, d.h. auch einkommensschwachen Bürgern, glaubhaft erklären können, daß sie für Heizenergie und Treibstoffe Steuern bezahlen müssen, während Flugbenzin im Linienverkehr derzeit noch steuerfrei ist, und jeder Flug auf innerdeutschen Linien mit 150 DM subventioniert wird. Wenn die Politiker dann bei ihren Entscheidungen die Erfahrungen der BUGA, der EXPO und vieler ähnlicher Projekte berücksichtigen, daß alle Prognosen zur Bedarfsentwicklung letztlich Wetten auf die Zukunft sind, werden sie hoffentlich emotionsfrei mit dem erforderlichen wirtschaftlichen Augen-maß entscheiden. Bezüglich der Statistik als Basis solcher Prognosen ist große Vorsicht geboten, denn keine Wissenschaft wurde bisher mehr mißbraucht als die Statistik, und schon Mark Twain kannte als Steigerung der Unwahrheit: die Lüge, die gemeine Lüge und die Statistik. Anmerkung. Dieser Leserbrief wurde der Volksstimme am 30.12.00 per Fax übermittelt. Sie können Ihre Meinungen Fragen und Hinweise, hier als E-Mail an uns schicken! |
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