Weltweite Ausschreibung des Flughafens Cochstedt

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Cochstedt ist immer wieder Gesprächsthema. Jetzt will das Wirtschaftsministerium die weltweite Ausschreibung des Flughafens Cochstedt. Ausgerechnet die Flughafen Magdeburg GmbH soll eine zeitweilige Öffnung Cochstedts unterstützen. Allerdings haben wir da arge Bedenken. Ansonsten gibt sich Verkehrsminister Daehre nicht gerade optimistisch für die Zukunft Cochstedts... 

 

 

 

                                                                                                     Magdeburg, 24.04.03

 

Mal weltmännisch, mal provinziell!

Es liest sich gut, was die Landesregierung vor hat: Angesichts der jetzigen Entwicklung Cochstedts blieb ihr wohl auch nichts anderes übrig. 40 Mio. Euro Rückzahlung an die EU drohen dem Land. Da muss alles unternommen werden, um den Flughafen wieder in Betrieb zu bringen. Und dazu werden Investoren benötigt. Allerdings ist das Konzept, dass dabei zunächst die FMG helfen könnte, nicht nur provinziell, sondern kontraproduktiv!

Im Volksstimmeartikel vom 24.04.03 wurde das Vorhaben der Landesregierung beschrieben. Die Bürgerinitiative begrüßt das Vorhaben der weltweiten Ausschreibung außerordentlich. Auch wir sehen dringenden Handlungsbedarf. Denn ohne Wiederinbetriebnahme würde der fast fertig ausgebaute Flughafen weiter leer stehen. Bauschäden wären die Folge (und sind es ja zum Teil auch schon), eine Sanierung dieser Schäden wieder Steuerzahlers Geld kosten.

Trotzdem sehen wir die Entwicklung Cochstedts auch mit einem sehr weinenden Auge: 

Dass ausgerechnet die Flughafen Magdeburg GmbH [FMG], die sich in der Vergangenheit immer wieder mit aller Vehemenz gegen den Weiterbetrieb Cochstedts ausgesprochen hatte, den Flugbetrieb übernehmen soll, sehen wir als äußerst problematisch an. Welchen Grund hätte die FMG, die eigene Konkurrenz zu fördern und sich damit selbst zu schaden? Hat nicht Herr Balzer, Aufsichtsratsvorsitzender der FMG, in seiner Stadtratsrede am 06.12.01 den Cochstedter Flughafen in übelster Manier "bekämpft"? Aus welchen Gründen soll man ihm nach seiner 30minütigen Cochstedt-Hetze, gespickt mit unzähligen haltlosen Un- und Halbwahrheiten sowie Beschimpfungen, ausgerechnet jetzt die flugtechnische Rettung Cochstedts abnehmen? Vielleicht sind es ja die Landeszuschüsse, die jetzt reichlich in die Taschen der FMG fließen werden, attraktiv für die FMG. Überschüssiges Personal gibt es ja am Flugplatz Magdeburg bekanntlich zur Genüge.

Auch die Tatsache, dass die Angestellten der FMG in Cochstedt ausschließlich den Flugverkehr mit Flugzeugen abwickeln dürfen, die nicht größer als die in Magdeburg startenden und landenden Flugzeuge sind, erscheint nicht einleuchtend. Wer soll dann die Vorzüge Cochstedts gegenüber Magdeburg eigentlich wahrnehmen, wenn dazu weiterhin gar keine Möglichkeiten bestehen?

Wenn Magdeburg heute genau die gleichen Beschränkungen auferlegt würden wie die für Cochstedt geplanten, würde wohl kaum ein auswärtiges Flugzeug (Sportflieger ausgenommen) in Magdeburg landen (und starten).

Dazu kommt, dass in der "Gnadenfrist" bis Jahresende weder ein 24-Stunden-Betrieb noch die Möglichkeit des Präzisionslandeverfahrens eingerichtet werden soll! Natürlich kostet es Geld, qualitativ höheres flugtechnisches Personal, als in Magdeburg vorhanden, einzustellen. Aber diese Kosten sind um ein Vielfaches geringer, als mit anzusehen, wie in der kurzen "Bewährungszeit" der Flugverkehr unter den gegebenen Bedingungen keinesfalls angekurbelt oder ein Investor überzeugt werden kann. Der Eindruck, die Landesregierung nimmt den Neubeginn des Flugverkehrs in Cochstedt nicht wirklich ernst, muss auf Außenstehende (vor allem für Kenner der Flugszene) abweisend, wenn nicht verheerend wirken.

Betrachtet man die Flugentwicklung am Verkehrslandeplatz Magdeburg, muss man ernüchternd feststellen, dass die Entwicklung des Linienverkehrs (seit 1998 angekündigt) bisher noch nicht erfolgt ist. Auch die Absage aller Charterflüge für dieses Jahr sowie die sinkende Anzahl der Flugbewegungen, insbesondere im gewerblichen Verkehr sprechen nicht gerade für den technisch und personell üppig ausgestatteten Flugplatz. Was also die Flughafen GmbH seit Jahren nicht erreicht hat, soll der Flughafen Cochstedt unter viel schlechteren Ausgangsbedingungen innerhalb eines halben Jahres vorzeigen können?

Die im Verkehrskonzept formulierten Bedingungen als auch den knapp bemessenen Zeitraum zur Entwicklung des Flugverkehrs in Cochstedt halten wir für absolut unzureichend! Unter diesen Bedingungen können sich keine der gewünschten Effekte realisieren. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf das Gutachten von Mandelbrot/Rothengatter verweisen. Dort wurde im favorisierten Focus-Konzept folgendes empfohlen:

"Der Verkehrslandeplatz Magdeburg bleibt bestehen und für den Standort Cochstedt wird eine privatrechtliche Lösung weiter verfolgt. Für diesen Zeitraum von maximal vier Jahren sollte das Land die notwendigen Mittel zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur am Standort Cochstedt bereitstellen. Kann innerhalb dieses Zeitraumes kein privater Investor für die Übernahme des Verkehrsflughafens gefunden werden, dann ist die Auflassung des Verkehrsflughafens angezeigt".

Verkehrsminister Daehre ließ derweil in Cochstedt durchblicken, dass er derzeit noch nicht an eine Rettung Cochstedts glaubt. Alle Angebote der Investoren bezeichnete er in einem MZ-Artikel vom 24.04.03  als "nicht belastbar".

Hat er denn schon jemals ein "belastbares" Konzept für den Ausbau des Magdeburger Flugplatzes gesehen? Vielleicht hat man bei einem eventuellen Scheitern Cochstedts schon im Hinterkopf, dass man dann als Ersatz den Magdeburger Ausbau als "folgerichtigen" Automatismus, auch ohne belastbares Konzept, der Bevölkerung besser vermitteln kann?

 

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