Hauptsache "tolle Prognosen"

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Karlsbad-Flüge trotz "Bedarfsdrucks" abgesagt 

Magdeburg, 05.05.2002

   
Klammheimlich nahm letztens die FMG eine große Anzahl der vor kurzem noch angekündigten vielen Flüge nach Prag und Karlsbad aus dem Internet. Die Potemkinschen Dörfer der FMG haben wir in den letzten Jahren doch eigentlich schon genug zur Kenntnis nehmen müssen...   ...damals begann das Märchen so:

Die Prognosen

1997 hörte sich noch alles toll an: Im Planfeststellungsverfahren wurde viel von Bedarfsdruck gesprochen und damit der Ausbau begründet. Das RP nickte die Planfeststellung auch auf Grund des prognostizierten Bedarfs ab.

Demnach hätte seit 1998 Linienflug stattfinden müssen. Auch ohne Ausbau wurden damals für 1998 2000 Passagiere, für 1999 ca. 6000 Passagiere und für 2000 ca. 8000 Passagiere nur allein im Linienflug prognostiziert. Für danach: Kurve steil ansteigend!

Allerdings flog bis heute kein einziges Linienflugzeug. "Nach Bedarf" oder "linienähnlicher Verkehr" sind heute die Zauberworte. Schwammige Begriffe: Fliegt auch nur ein einziges Flugzeug ab, kann man schon von "linienähnlichem Verkehr" sprechen.

 

Ausweg aus dem Flop: Charterflug!

Nachdem Fechner unter Druck geriet, aber nach wie vor kein Bedarf an Linienverkehr auszumachen ist, kam ihm die Idee mit dem Billigangebot Prag. Nach zwei Jahren intensiver Akquise (!) war es letztes Jahr so weit: Die ersten Chartermaschinen nach Prag hoben ab. Man hätte es als grandiosen Erfolg werten können, hätte die "Magdeburger Volksstimme" nicht im Artikel vom 07.11.01 herausgefunden, dass von geplanten 15 nur 9 Maschinen abhoben. Die FMG hatte vom Nicht-Abheben der restlichen 6 Maschinen natürlich nicht berichtet, wohl aber, dass in 2002 aufgrund des Super-Erfolgs Flüge nach Prag, Budapest, Paris usw. ab April stattfinden werden.

Auch Herr Balzer, Aufsichtsratsvorsitzender der FMG und Zweiter Vorsitzender des "Pro Flughafen Magdeburg e.V.", merkte letztes Jahr an, dass er schon sehr darauf gespannt sei, wie viele Geschäftsleute wohl die Urlaubermaschinen nach München und sonst wohin nutzen werden.

 

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Aus April wurde Mai, von den Flugzielen blieben nur noch Prag und Karlsbad übrig. Über andere Ziele wurde plötzlich nicht mehr gesprochen. Dafür verkaufte Herr Fechner seine Prag-Flieger in einem Offenen Brief an die Landesregierung als neue "Städtereiseprodukte", die eine bauliche Anpassung des Flugplatzes erfordern. Wo sind eigentlich die vielen tausend Geschäftsreisende geblieben, für die angeblich der Flugplatz ausgebaut werden muss?

Trotzig berichtete Fechner in der Volksstimme, dass es gelungen ist, "Flugreiseprodukte zu entwickeln, die in dieser Art ein neues Produkt auf dem Luftverkehrsmarkt darstellen". Stimmt, Herr Fechner, der Magdeburger Flugplatz ist der Größte und Beste und sowieso Einzige, der Reisen anbietet! ...(aber nicht realisiert, da der Bedarf trotz "Bedarfsdrucks" fehlt.)

 

Der Flugplan

Im Internet wurde im Februar durch die FMG der neue "Flugplan" veröffentlicht. Von Anfang Mai bis Ende Oktober sollten die Flieger nach Prag und Karlsbad abheben. Allerdings staunte man nicht schlecht, als vor einigen Tagen der Flugplan still und heimlich "abgespeckt" wurde: Die Karlsbad-Flüge wurden komplett aus dem Flugplan eliminiert, die Anzahl der Flüge nach Prag rigoros zusammengestrichen! Auch von den Pragflügen im Juni, Juli und großen Teilen des Augusts keine Spur mehr.

Auch die gesamte Beschreibung des "innovativen Flugreiseproduktes" Karlsbad wurde aus dem Internet genommen. Über die Gründe möchten wir hier nicht spekulieren...

Man darf schon gespannt sein auf die Begründung der FMG hinsichtlich der Reduzierung des Angebotes.

 

Wie bei den "Großen"

Natürlich geht es im Terminal, das bekanntlich die ersten Jahre ungenutzt blieb, bei jedem Abflug wie in einem großen Airport zu. Etliche Beschäftigte kümmern sich geradezu persönlich um jeden Reisegast. Das geht besonders gut an Tagen wie diesem, an dem nur 7 Passagiere die Maschine besteigen werden.

Selbst das Verstauen des Gepäcks in das Flugzeug wird regelecht "zelebriert". Für die paar Taschen, die max. 15 kg schwer sind und vom Terminal in das 10 Meter entfernt stehende Flugzeug verstaut werden müssen, kommt jedes Mal ein Traktor nebst Anhänger angefahren, um das Gepäck die letzten besagten 10 Meter zu fahren. Ein Bollerwagen würde es sicher auch tun. Man könnte aber auch einfach die Taschen zum Flugzeug rübertragen. Vielleicht scheint das Aufbieten großer Technik für das Erledigen einfacher Dinge wenigstens "in dieser Art ein neues Produkt auf dem Luftverkehrsmarkt" darzustellen.

 

Fazit

Magdeburg braucht den großen Flughafen! Der Beweis ist jetzt endgültig erbracht. Wer behauptet, dass das Ganze auch von Cochstedt oder Leipzig-Halle, von Hannover, Braunschweig oder Berlin funktionieren würde, sollte sich schämen: Der hat nämlich keine Ahnung und verkennt den wirtschaftlichen Schaden für Magdeburg und ganz Sachsen-Anhalt!

Als Beweis für die Ausbaunotwendigkeit seien hier schon einmal ein paar Fakten aus 2003 genannt:

  • Linienflug in mehrere Städte mit über 10.000 Passagieren (lt. Prognose);
  • Charterflug nach Prag, Budapest, Wien und Paris. Böse Zungen behaupten gar, dass es demnächst auch nach Sofia, Warschau und Belgrad geht, weiterhin nach Paris, Mailand, Rom, Venedig, Dessau, Luxor, Kap Anamur, Haldensleben (sicher zur Besichtigung des Otto-Versandzentrums mit fast 2000 Beschäftigten, welches bekanntlich von Magdeburg nach Haldensleben auswich, weil die Ausbaubefürworter dem Flugplatz die große Priorität zur Schaffung von Arbeitsplätzen einräumten), Ottersleben und zum Mond;
  • die IHK-Umfrage aus 1998;
  • die FMG-Umfrage während des Flugplatzfestes im letzten Jahr, bei der sich eine Mehrheit der Teilnehmer (mit Gewinnandrohung eines Fluges bei richtiger Beantwortung) "zum großen Erstaunen" von Geschäftsführer Herrn Fechner FÜR den Ausbau des Flugplatzes aussprach;
  • der von einigen Ausbaubefürwortern gewünschte Rückbau und Renaturierung des gesamten Cochstedter Flughafengeländes;
  • die Bedarfsanalysen von Herrn Fechner und Herrn Balzer.

 

Ade Flugplatzfest

Das Flugplatzfest muss nun ausfallen, die Volksstimme meldete es bereits. "Das Team des Flughafens konzentriere sich in diesem Jahr besonders auf die Abwicklung von Flügen nach Karlsbad und Prag", teilte uns Herr Fechner mit. "Ein Volksfest in der bisherigen Größenordnung könne es deshalb auf keinen Fall mehr geben", bedauerte Fechner.

Aber vielleicht könnte man das Flugplatzfest wegen der nun ausfallenden Flüge vielleicht doch wieder durchführen? Vielleicht kann dann auch der Gewinner einer Umfrage für den Ausbau des Magdeburger Flugplatzes ein Reise von Magdeburg zum Mittelmeer im Jahr 2004 gewinnen! Oder er könnte sich den Wunsch eines Linienfluges seiner Wahl erfüllen!

Auf alle Fälle könnte Herr Fechner die Umfrageergebnisse wieder als erneute und aktualisierte Ausbaubegründung verwenden und so auch noch die letzten organisierten und widerspenstigen Ausbaugegner bloßstellen!

Hinweis: Ein längerer Beitrag zu den Prag-Flügen erschien auch Ende letzten Jahres in einem Beitrag in unserer Homepage. Bitte unbedingt durchlesen!

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