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Stellungnahme der Bürgerinitiative zum Charterverkehr nach Prag

Magdeburg, November 2001

Am 09.09.01 flog das erste von 15 geplanten Flugzeugen nach Prag. Mit großem Aufwand wurde im Vorfeld für diese Charterflüge (16 Passagiere) geworben, und nun hat es endlich, endlich geklappt mit dem Nachweis des schon seit Jahren von der FMG prognostizierten Bedarfsdrucks. So jedenfalls die FMG und Ausbaubefürworter. (Auch die Volksstimme berichtete in Ihren Ausgaben vom 10.09.0114.08.01 und 07.11.01.)

Was ist dran am Nachweis? Welche Schlüsse können aus dem Abflug der Charterflugzeuge gezogen werden? Und welche Konsequenzen wird ein Charterverkehr viel größerer Dimension für die Magdeburger haben?

 Natürlich ist es schön, nach Prag zu fliegen und sich diese herrliche Stadt an der Moldau anzuschauen. Wir nehmen an, dass den Reisenden es gefallen wird. Keine Frage, auch wegen des relativ günstigen Preises des Erlebnisses einer Flugreise (eine einstündige Ballonfahrt über Magdeburg kostet schon 350 DM) scheint die Reise lohnenswert.

Auch unsere Bürgerinitiative hat nichts gegen die Flüge mit diesen kleineren Flugzeugen einzuwenden. Allerdings stellen sich bezüglich des weiteren Ausbaus des Flugplatzes neue Fragen, die beantwortet werden müssen!

Wir wollen diese Fragen nicht ohne den sachlichen Bezug stellen, der für die Beantwortung notwendig wissen ist!

Obwohl schon seit Jahren die technischen Voraussetzungen bestehen, solche Reisen durchzuführen, sind sie bisher in der Vergangenheit nicht erfolgt.

Das lag daran, dass weder ein Bedarf vorhanden war noch ein Anbieter existierte, der sich mit dem Thema Flugreisen von Magdeburg ernsthaft beschäftigte.

Obwohl Herr Fechner in den letzten Jahren wiederholt von Linien nach Prag und in andere Städte sprach, sind diese (seine) Ziele wohl immer noch in weiter Ferne. Denn bei den jetzigen Flugreisen nach Prag handelt es sich nicht um Linienflüge! Es ist der typische Charterflug, der Reisende zum Feriendomizil und wieder zurück fliegt. Mit der immer wieder vorgeschobenen Absicht, Geschäftsleuten und Investoren den Flug zu anderen wichtigen Zentren zu ermöglichen, hat das Reiseprogramm nach Prag nichts zu tun!

In den letzten Jahren hat jeder Versuch, einen Linienflug zu installieren, zu einem Ende noch vor deren Beginn geführt. So stellten die Verantwortlichen in einem Artikel in der Volksstimme resignierend fest, dass die Zeit für einen Linienflug nicht reif sei.

Nach den Planfeststellungsprognosen hätte Linienflug schon seit 1998  stattfinden müssen. Allein in diesem Jahr hätten schon über 9000 Passagiere abgefertigt werden müssen. Wohlgemerkt, nur für den Linienverkehr!

Aber der kam nicht zustande. Fechner geriet in Erklärungsnöte. Die Zahl der Flugzeuge und die Zahl der Passagiere hob nicht ab, und es kam ein neues Problem hinzu: Das Terminal stand damals neugebaut und seitdem leer herum. Fragen der Öffentlichkeit wurden lauter, wofür denn das Geld dort ausgegeben worden sei. Seit einem Jahr hängt am Eingang des Terminals ein Zettel mit der Mitteilung, dass das Terminal aus betrieblichen Gründen in der Winterzeit geschlossen bleiben muss.

Der Druck auf Fechner nahm zu. Trotz der vielen prognostizierten Investoren drehte sich in Sachen Linien- und Charterverkehr nichts. Dann wurde im Juni letzten Jahres auf dem Flugplatzfest versprochen, dass es “demnächst” zu einem Probebetrieb kommen werde.

Doch wie bekommt man eine größere Anzahl von Passagieren zu günstigen Konditionen in ein Flugzeug, damit man den für 1998 großspurig angekündigten prognostizierten Linien- und Charterverkehr wenigstens in Ansätzen nachweisen und den Ausbau weiterhin begründen kann?

Man sucht sich eine billige Fluggesellschaft aus Europas Osten und bietet Flüge in eine osteuropäische Metropole an. Die Kosten für Übernachtungen dort sind konkurrenzlos niedrig, die Fluggesellschaft verlangt nicht viel Geld und auf schicke Reisebusse für die Besichtigung der Stadt wird zugunsten einfacher Straßenbahnfahrten gleich ganz verzichtet.

Der angekündigte Versuch zum Herbst 2000 scheiterte wiederum.

Deshalb wurde jetzt durch einen Riesenkraftakt das scheinbar Unmögliche dennoch wahr: Nachdem packenweise Flugblätter verteilt und in zahlreichen Gebäuden ausgelegt wurden, die Zeitungen große Beiträge mit der Werbung für diese Reise abgedruckt hatten, konnte die in Zusammenarbeit mit Werner-Tours entstandene Pauschalreise endlich durchgeführt werden.

Das endgültige und vorzeitige Aus für den weiteren Ausbau des Magdeburger Flugplatzes auf Grund des nicht mehr zu vermittelnden Begründung durch ein neuerliches Debakel schien damit zunächst verhindert.

Welche weiteren Flugaktivitäten stellt man sich bei der FMG vor?

Man will das Angebot für den Charterverkehr auf die Städte Budapest, München und Paris ausdehnen. So jedenfalls Flugplatzchef Fechner. Von Linienflug in naher Zukunft spricht keiner mehr. Der kommt nur noch in den Prognosen der FMG und dort mit irrwitzig hohen Zahlen vor, die ja bekanntermaßen noch nie, auch nicht durch die Wibera, geprüft wurden, aber die die Wirtschaftlichkeit des Flughafens begründen sollen.

Für den (Magdeburger) Steuerzahler drängen sich folgende Fragen auf:

Geschieht hier eine Umwidmung des Zwecks des Magdeburger Flugplatzes? Der Ausbau wurde bisher immer mit der Möglichkeit einfliegender Investoren und der Geschäftsreisenden begründet.

Welche Szenarien können aufgestellt werden, die anstatt unseriöser Prognosen als Mittel zum Zwecke der Ausbaubegründung eine realistische Betrachtung zum Ziel haben?

Was kommt auf die Magdeburger zu, wenn die prognostizierte riesige Anzahl an Fluggästen nicht eintrifft?

Können wir mit geringeren finanziellen Mitteln nicht den gleichen Zweck erreichen?

Sind andere Flughäfen nicht längst in der Lage, die von der FMG geplanten und bzgl. des Ausbaus besonders kostenintensiven Linien- und Charterverkehre zu übernehmen?

 

Diese Fragen wurden bisher von den Ausbaubefürwortern nie beantwortet! Wahrscheinlich wissen Sie darauf auch keine Antwort! Die ausbaubefürwortenden Stadträte präsentieren sich immer dann gern mit Sonntagsreden, wenn sie sich sicher fühlen, einen persönlichen Image-Gewinn als Nachweis ihrer strategischen Meisterleistung einzufahren. Wo aber waren die Herren Balzer und Stern, als der Linienflug wie eine Seifenblase zerplatzte? Warum winden sich beispielsweise Dr. Letko und Herr Ruden um die Beantwortung oben genannter Fragen?

Unsere Antworten auf diese Frage können Sie in unserer Homepage nachlesen.

Für die Zukunft befürchten wir folgende zwei Fälle, für die wir zunächst Gemeinsamkeiten feststellen können:

Der Linienflug wird wie in den von der FMG aufgestellten Prognosen nie funktionieren. Denn Linienflug bedeutet, dass regelmäßig Flugzeuge zu einem festgelegten Ziel fliegen müssen, unabhängig davon, ob die Maschine ohne Passagier oder vollbesetzt abfliegt.

Kleine Flugzeuge machen keinen Sinn, weil die Flüge viel zu teuer sind. Für größere Flugzeuge fehlt hier in Magdeburg objektiv der Bedarf. Wenn Herr Fechner von „bis zu fünf Anfragen täglich“ spricht, dann kann das auch heißen, dass an etlichen Tagen überhaupt nicht angefragt wird. Und nicht jeder der anfragt, würde auch tatsächlich fliegen.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Prognose im Linienflug die meisten Passagiere und damit als wesentliche Einnahmequelle (und Finanzierbarkeit) nennt, bleibt festzustellen, dass das Konzept der FMG nicht aufgehen kann. Mindereinnahmen in Millionenhöhe werden durch durch das Nichtzustandekommen des prognostizierten Linienfluges der Stadt Magdeburg letztlich jährlich zusätzliche Millionen kosten.

Bleibt der Charterverkehr. Über die Zahl der Passagiere könnte man streiten. Wir tun es nicht, weil es müßig wäre:

Fall 1: Die Zahlen bewahrheiten sich. Das heißt dann höchste Lärmbelästigung für die Süden wohnenden Magdeburger. Denn die hohe Zahl kann nur erreicht werden, wenn auch vierstrahlige Düsenflugzeuge eingesetzt werden. Die Fehleinnahmen des Linienflugs können dabei auf keinen Fall kompensiert werden.

Fall 2: Die Prognosen stimmen auch für den Charterverkehr nicht. Dann tut sich dasselbe Szenario auf wie beim Linienverkehr: Weniger Passagiere verringern die Einnahmen und erhöhen im Gegenzug den Fehlbedarf, den die Stadt tragen muss.

Ist die Stadt verpflichtet, Charterverkehr durchzuführen?

Natürlich nicht! Einige Stadtverordnete wollen sich aber gerne profilieren. Sie nehmen Mehrausgaben auf Kosten der Magdeburger in Kauf, in dem sie behaupten, Magdeburg braucht unbedingt einen großen Flughafen. Dabei könnten die Flüge, die derzeit nach Prag führen, auch nach 2004 stattfinden. Wozu also eine teure Vergrößerung?

Natürlich hätten die Fluggäste nach Prag heute auch von Cochstedt fliegen können. Entweder mit diesem Flugzeug, oder aber auch mit einem größeren: Das wäre wahrscheinlich auch sehr viel preiswerter geworden. Denn größere Flugzeuge bedeuten in der Regel geringere Passagierkosten. Man hätte aber auch einen Kleinbus nach Leipzig fahren lassen können. Der hätte 45 Minuten bis zum Flughafen gebraucht. Und wenn Fluggästen der Weg nach Cochstedt zu weit gewesen wäre, müsste man ihnen entgegnen, dass der Grund, sich Prag anzusehen, wohl doch nicht so ausgeprägt war. Im übrigen wollen wir die Zahlen der Reisenden hier nicht verheimlichen: Am 10.09.01 flogen 16 Passagiere nach Prag, am Mittwoch waren es 9. Am Samstag, dem 16.09.01 waren es immerhin wieder 15! Ähnlich besetzt waren alle neun Flüge.

Nach dem Ausbau sollen zunächst von Magdeburg-Stadt Urlaubsmaschinen mit einer viel größeren Kapazität abfliegen können, u.a. 110-Sitzer! Laut Unternehmensplanung der FMG sind bis 2015 Investitionen von 50 Mio. DM zuzüglich 6 Mio. DM für die Straßenverlegung eingeplant. In den Jahren danach noch einmal 50 Millionen. Wofür die jedoch verwandt werden, lässt sich nur spekulieren! Da sich ja das Ganze rechnen soll, kann es sich nur um Investitionen in einen weiteren Ausbau auf 2500m handeln. Das ermöglicht dann auch z.B. einem kleineren Airbus oder einer  Boeing 737, in Magdeburg abzuheben. Mit gewissen Einschränkungen ist dies sogar bereits bei einer Bahnlänge von 1800 m möglich. Haben wir Magdeburger nichts Besseres zu tun als mit einem irren finanziellen Aufwand große Ferienflieger zu subventionieren?

Wahrscheinlich wird aber alles noch sehr viel teurer. Immer, wenn in Deutschland Flughäfen ausgebaut werden, stellt man regelmäßig fest, dass die tatsächliche Ausbaukosten weit über den zuvor veranschlagten Kosten liegen. Ähnlich verhält es sich mit den prognostizierten Fluggastzahlen: Sie werden meist nicht erreicht, und damit haben die Gesellschafter ein finanzielles Problem (in unserem Fall hätte das Problem die Stadt Magdeburg).

Wir machen auch darauf aufmerksam, das es sich in Magdeburg vorwiegend um eine durch Subventionen erzeugte künstliche Nachfrage handelt wird. Denn die Aufrechterhaltung der Möglichkeit von Flugverkehrs bezahlt der Magdeburger Steuerzahler (bei einem Ausbau hat Magdeburg „Betriebspflicht“). Dabei ist zu berücksichtigen, dass Bedarf nicht gleich Nachfrage ist; letztere kann (und wird) durch Billigpreise erheblich künstlich vergrößert werden.

Gewinne streichen die großen Reiseunternehmen ein, die Arbeitsplätze für Urlaubsreisen entstehen vor allem im Ausland. Magdeburg bezahlt dann Geld dafür, dass Geld im Ausland ausgegeben wird. Die Nutzung des Luftverkehrs für Urlaubsreisen führt auch zu Arbeitsplatzverhinderung in Feriengebieten Deutschlands. Flugtourismus zu Mittel- und Fernzielen führt zu einem Kaufkraftabfluss aus Deutschland, vor allem aber aus dem schon armen Sachsen-Anhalt! Die Subventionierung des Urlaubsreiseverkehrs führt damit zu verminderten Steuereinnahmen, sowohl in der Mehrwertsteuer als auch als sekundäre Folge der negativen Arbeitsplatzwirkungen zu verminderten Einkommens- und Gewerbesteuern, erhöhten Kosten und verminderten Einnahmen für die Sozialversicherungsträger sowie zu erhöhten Arbeitskosten für den Standort Deutschland insgesamt.

Dabei besteht keine Verpflichtung für den Staat, für derartigen Verkehr auf Kosten der Allgemeinheit die Voraussetzungen zu schaffen. Außerdem belagert ein Netz von Flughäfen die Stadt Magdeburg: Welche Stadt in Deutschland kann von sich behaupten, einen in Stadtgrenzen befindlichen Geschäftsreiseflugplatz sein Eigen zu nennen und gleich mehrere große Flughäfen für tatsächlich stattfindenden Linien- und Charterverkehr in adäquater Entfernung zur Verfügung zu haben? Und welche Stadt würde in dieser Lage in den erbarmungslosen Konkurrenzkampf um Passagiere einsteigen, wenn es dafür noch nicht einmal nachvollziehbare Gründe gibt?

Fazit: Alle, die es wollen, können schon jetzt nach Prag fliegen. Oder nach Paris! Oder Budapest! Wenn von den geplanten 15 Maschinen (16-Sitzer) aus Gründen des fehlenden Bedarfs tatsächlich nur 9 starteten, zeigt das eines sehr deutlich: Der Bedarf für einen Urlaubsflug kann mit diesen Maschinen bedient werden! Ein Ausbau ist überflüssig. Wer andere Reiseziele anvisiert oder mit großen Flugzeugen fliegen möchte, muss mit anderen Flugplätzen vorlieb nehmen. Und die gibt es glücklicherweise gut erreichbar und reichlich! 

Man kann nicht für alle Bürger jedes Reiseziel mittels Flugreise gleich um die Ecke herum hochsubventioniert anbieten! Mögen die Ausbaubefürworter nach Salbke und Westerhüsen schauen: Dort investiert keiner mehr in eine Einflugschneise! Und die Bürger in Reform, in Ottersleben, in Beyendorf... sollen die neben der Bezahlung dieses Wahnsinns auch noch zusätzlich geschröpft werden durch den Verlust der Wohnqualität, der Belastung der Gesundheit und den Wertverfall des Eigentums?


Weitere Informationen:

- Inhalte und Bewertung der "Mittel- und langfristigen Unternehmensplanung der FMG"

- Brief an die Stadträte vom 05.06.01!

sowie unter Information

Sie können Ihre Meinungen, Fragen und Hinweise hier als E-Mail an uns schicken! 


Weitere Informationen demnächst hier.