FLUGPLATZ UND WIDERSPRÜCHE

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Erste Stellungnahme der Bürgerinitiative zum Beschluss des Stadtrates, das Wirtschaftlichkeitsgutachten zur "Mittel- und langfristigen Unternehmensplanung" anzunehmen

Am Donnerstag, dem 16.08.01, fand in der Stadtratssitzung u.a. die Diskussion zum Wirtschaftlichkeitsgutachten der WIBERA statt. Nach unserer Stellungnahme finden Sie weitere Informationen zu diesem Gutachten, zur Stadtratssitzung und zum Abstimmverhalten unserer Abgeordneten.

Stellungnahme:

Was will die Stadt? Will sie den jetzigen Flugverkehr aufrechterhalten, können nach der JAR-OPS 1 ohne Ausbau über 95 Prozent der jetzt in MD verkehrenden Flugzeuge eingesetzt werden. Durch Flugzeugtyp-Umstellungen würde dieser Anteil auf über 98 Prozent erhöht werden können. Für 100 Prozent benötigt man eine 1.200 m lange SLB. Dafür brauchte die B 71 nur in einem kleinen Schwenk nach Westen verlegt zu werden. Ein solcher Ausbau, wenn er schon durch die JAR-OPS 1 "erzwungen" werden sollte, würde die Gesamtausbaukosten wesentlich reduzieren.

Will die Stadt nicht nur den immer wieder vordergründig genannten Geschäftsreiseverkehr, sondern den anvisierten Linienverkehr, benötigt sie die 1.200m ( für bis 26 Passagiere), bei größeren Linienflugzeugen eine bis zu 1.400m lange SLB (für bis 40 Passagiere). Mit der Annahme der "Mittel- und langfristigen Unternehmensplanung der Flughafen Magdeburg GmbH" (MLUP), die durch ein Wirtschaftsprüfungsinstitut lediglich auf rechnerische Korrektheit überprüft wurde, ergeben sich folgende Konsequenzen: Die Stadt bekennt sich mit der Startbahnlänge von 1.800 m nicht nur für den Geschäfts- und Linienverkehr, sondern auch zum Charterflug (Fluggeräte mit bis zu 110 Passagieren, 4 Düsen!); denn allein dafür wird eine 1.800 m lange SLB benötigt! Wird auf Kosten der Magdeburger Steuerzahler die 1.800 m lange SLB ausgebaut, so besteht für den Flugplatz MD Betriebspflicht! Jedes Luftfahrtunternehmen kann dann in MD starten und landen. Und zwar mit den Maschinen, die diese Unternehmen bevorzugen, ob laute oder leise, alte oder neue, Transport- oder Passagiermaschinen. Sooft sie wollen, grenzenlos! Ohne jegliche Einspruchsrechte der Stadt! - alles auf Kosten der Magdeburger Steuerzahler, da die Start- und Landegebühren die Gesamtkosten des Flugplatzes nie und nimmer decken werden!

Eigentlich brauchte sich der Magdeburger Steuerzahler gar keine Sorgen über den geplanten Ausbau für 70 Millionen DM zu machen (20 Mill. für die Grundinvestitionsphase und weitere 50 Mill. für die Erweiterungsphase), wenn sich ALLE Stadträte mit den bisherigen Prognosen der Flughafen Magdeburg GmbH (FMG) solide beschäftigt hätten. Seit dem Bestehen der FMG ist bisher keine Prognose eingetroffen. In der Zeit zwischen dem Planfeststellungsverfahren und heute sind die Prognosen um über 50% reduziert worden. So wird z. B. der prognostizierte Linienflug nie Realität werden. Auch der prognostizierte Charterverkehr ist unrealistisch, da für ihn - genau wie für den Linienverkehr! - das Magdeburger Umland in die Planung einbezogen wurde. Da aber lauern die Flughäfen Leipzig/Halle, Hannover, Berlin und vor allem Cochstedt, in Kürze auch Braunschweig und evtl. auch Stendal, die in dem erbarmungslosen Verdrängungswettbewerb jetzt schon um jeden Fluggast kämpfen!

Was will die Stadt wirklich? Der Ausbau wurde bisher immer mit den einfliegenden Investoren und Geschäftsleuten begründet. Die kommen aber bekanntlich nicht mit Mallorca-Fliegern, sondern mit Flugzeugen, die auch nach 2004 starten und landen können. Einige Magdeburger Stadträte, die doch eigentlich durch einige Projekte aus der Vergangenheit geläutert sein müssten, wollen Magdeburg anscheinend finanziell noch mehr beuteln. Die geplanten Millionenbeträge für den Flugplatzausbau lassen sich nur durch den prognostizierten Linien- und Charterflug begründen. Doch diese Prognosen, die entscheidend für Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit sind, erscheinen unseriös und hochgradig unglaubwürdig und durften per Anweisung der Stadt im Gutachten erst gar nicht geprüft werden.

Welche Folgen solche Blauäugigkeiten haben, sieht man jetzt an Cochstedt.

Für die angeführten Urlauber stehen rund um Magdeburg und gut erreichbar o.g. Flughäfen bereit.

Der Magdeburger Steuerzahler sollte nur so weit mit zur Kasse gebeten werden, wie es im Interesse der Geschäftsflieger und Investoren, d. h. der Wirtschaftsentwicklung Magdeburgs, notwendig ist. Die Tatsache, dass sich im Süden unserer Stadt für Tausende Bürger mit der Flugplatzerweiterung auf Dauer die Wohn- und Lebensqualität verschlechtert, ihre Gesundheit gefährdet wird und Wohneigentum einen Wertverlust erfährt (für ältere Menschen unerträglich, da sie damit um ihre Altersvorsorge gebracht werden!), darf im Rahmen der Gesamteinschätzung nicht übersehen werden.

Sollten die Ausbaubefürworter unter den Stadträtinnen und Stadträten das wirklich gewollt haben? Oder gibt es vielleicht doch noch den Kompromiss für eine 1.200 m lange S/LB, mit dem alle leben könnten und der eine finanzielle Überforderung , ja ein Fiasko für Magdeburgs Stadtkasse verhindern könnte?

 

Weitere Informationen:

- Stellungnahme der Bürgerinitiative zum Untersuchungsgegenstand Ausbauplanung

- Brief an die Stadträte vom 05.06.01!

-Volksstimmebeitrag "Mehrheit für Entwicklungsplanung" (18.08.) zum Stadtratsbeschluss

- Redebeiträge und  Abstimmverhalten der Stadtratssitzung am 16.08.01

 

Sie können Ihre Meinungen Fragen und Hinweise, hier als E-Mail an uns schicken! 


Weitere Informationen demnächst hier.