Volksstimme-Interview mit Verkehrsminister Dr. Daehre vom 20.09.02

Startseite

Information

  

Man staunte nicht schlecht, als der Verkehrsminister Daehre kürzlich in einem Interview seine Ansichten zur Problematik der Flugplätze Magdeburg und Cochstedt darlegte. Vor allem zu einem möglichen Ausbau des Verkehrslandeplatzes Magdeburg las er den Ausbaubefürwortern kräftig die Leviten.

                                                                                                        Magdeburg, 21.09.2002

 

 

 

 

Am 20.09.2002 gab Verkehrsminister Dr. Daehre der Volksstimme ein Interview. In diesem vertrat der Verkehrsminister seine Ansichten zu Cochstedt und dem Ausbau des Magdeburger Flugplatzes.

Unsere Bürgerinitiative begrüßt die Ansichten von Herrn Dr. Daehre, insbesondere seine Aussagen zum Flugplatz Magdeburg. Vor allem seine am Ende des Interviews gemachten Bemerkungen sollte auch die Magdeburger aufhorchen lassen: Wenn Airlines keinen Bedarf in Cochstedt für den Magdeburger Raum sehen, dann scheint der Bedarf sicher auch nicht für den Magdeburger Flugplatz ausreichend zu sein. Zumal dieses Experiment noch extreme Zusatzkosten bedeuten würde, denn der Ausbau müsste in Magdeburg erst noch realisiert werden. Eine großräumige Umverlegung der Bundesstraße B 71 inklusive!

Natürlich wollen wir auch unterschiedliche Auffassungen nicht verschweigen: Wir sehen es als problematisch an, dass die Landesregierung dem Cochstedter Flughafen nur noch bis Jahresende eine Frist geben will, um Investoren und Airlines zu gewinnen. Selbst die Gutachter hatten in diesem Jahr in ihrem Konzept dafür votiert, eine endgültige Schließung des Flughafens erst nach vier Jahren durchzuführen. Die Entscheidung des Regierungspräsidiums Ende letzten Jahres, dem Flughafen die Fluggenehmigung zu entziehen, macht einen Neuanfang in Cochstedt nicht gerade einfacher (die Volksstimme berichtete in einem Artikel am 29.12.2001 darüber).

Die monatlich aufzubringenden 20 000 Euro Betriebskostenzuschüsse sollte die Landesregierung nicht davon abhalten, dem Cochstedter Flughafen noch eine längere Gnadenfrist zu geben als nur bis Jahresende. Schließlich hatte sich die Landes-CDU kurz vor dem Regierungswechsel energisch für den Erhalt des Cochstedter Flughafens ausgesprochen. Man hätte sogar 1,5 Mio. DM Betriebskostenzuschuss mitgetragen, so Dr. Daehre damals. Am 29.11.2001 wurde er in der Volksstimme mit den Worten zitiert: "Cochstedt darf kein zweites Ammendorf werden. Sollte die Landesregierung wieder scheitern, dürfte das Vertrauen potenzieller Investoren in den Standort Sachsen-Anhalt weiter untergraben werden." Daran wird sich nun auch die neue Landesregierung messen lassen müssen.

Im Falle des Ausbaus des Magdeburger Flugplatzes  muss auch die Frage der Beeinträchtigung der Lebensbedingungen und dem damit verbundenen dramatischen Wertverlustes der Immobilien für die im Süden Magdeburgs wohnenden Bürger mehr ins Blickfeld rücken. In den letzten Jahren haben sich weitere Magdeburger im Terrain nahe des Flugplatzes Magdeburg angesiedelt. Sie haben nichts gegen den Flugplatz, sonst wären sie wohl kaum dahin gezogen. Aber der Ausbau liegt allen südlichen Einwohnern schwer im Magen: Hatten doch viele Bürger auf die Politiker gesetzt, dass diese sich trotz des umstrittenen Planfeststellungsbeschlusses für ihre Bürger einsetzen würden. Aber sie wurden bisher von der Mehrheit der Magdeburger Stadträte enttäuscht! Am 06.12.2002 stimmte diese Mehrheit in einem Grundsatzbeschluss für den Ausbau (28/22 bei 5 Enthaltungen). Allen voran unser OB Trümper, der einige Tage vorher noch Bauchschmerzen mit der Erweiterung hatte, dann aber trotzdem dafür stimmte, und im anschließenden nächsten Tagesordnungspunkt für die Stadt Magdeburg eine Haushaltssperre erließ. Mit seiner Begründung widersprach er seinen eigenen Wahlkampfaussagen.

Nach der Flutkatastrophe müssen sich das Land und die Kommune erst recht fragen, ob es nichts Wichtigeres gibt als den Flugplatzausbau in Magdeburg! Bevor man tatsächlich Geld für einen überdimensionierten Ausbau ausgibt (mit Umverlegung einer intakten Bundesstraße!), sollten sich die Entscheidungsträger vor allem für den besseren Zustand des Straßenverkehrsnetzes sowie eine bessere Bahnanbindung für den Großraum Magdeburg einsetzen.

Und wenn noch Geld für Subventionen vorhanden ist, gilt es, solche Firmen und Investoren zu subventionieren, die Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft in Magdeburg binden und für einen Aufschwung sorgen könnten. 

Ein Ausbau des Magdeburger Flugplatzes ausgerechnet für Ferienflieger zum Mittelmeer und in die Türkei scheint in diesem Zusammenhang als absurd zu bezeichnen. Hoffentlich sehen das endlich auch einige (noch-) ausbaubefürwortende Magdeburger Stadträte ein!

 Sie können Ihre Meinungen, Fragen und Hinweise hier als E-Mail an uns schicken!      nach oben